FLüELER KRITISIERT GOALIE-WECHSEL: «FüR MICH IST DAS KEINE GUTE TAKTIK DES SCB»

SCB-Coach Jussi Tapola spielt mit Philip Wüthrich und Adam Reideborn Goalie-Bingo. Blick fragte die Meister-Keeper Marco Bührer und Lukas Flüeler zu ihrer Meinung dazu.

Berns Trainer Jussi Tapola (49) holte am Montag bei der 2:6-Pleite in Zug seinen Goalie Philip Wüthrich (26) nach dem 0:2 schon zweieinhalb Minuten vor der ersten Pause vom Eis und wechselte Adam Reideborn (32) ein. Er habe sein Team aufwecken wollen, sagte der Finne. Der Versuch scheiterte – der SCB ging 2:6 unter und steht in der Serie (Stand 2:3) mit dem Rücken zur Wand.

Tapolas Goalie-Bingo sorgte bei vielen für Erstaunen. Blick wollte von den ehemaligen Meister-Goalies Marco Bührer (44, Champion 2004, 10, 13 und 16 mit dem SCB) und Lukas Flüeler (35, Meister 2012, 14 und 18 mit den ZSC Lions) wissen, was sie davon halten.

«Für mich ist das keine gute Goalie-Taktik des SCB», sagt Flüeler. «Ich bin kein Fan davon, wenn man den Goalie hin und her wechselt.»

«Der SCB hat eigentlich ein geiles Goalie-Duo»

Dabei stört sich der Ex-Keeper, der jüngst zum zweiten Mal Vater einer Tochter wurde, weniger an den Auswechslungen während der Spiele, sondern am Umstand, dass Tapola im vierten Spiel (3:2) Wüthrich anstelle von Reideborn ins Tor stellte.

Aus seiner Sicht hätte sich Tapola zum Ende der Quali auf eine klare Nummer 1 festlegen sollen. «Ich habe es immer sehr geschätzt, wenn der Trainer sich festlegte. Das war bei Bob Hartley und auch bei Marc Crawford so.» MySports-Experte Bührer sieht das anders. «Diese Zeiten sind vorbei!», sagt er. «Tapola hat Figgi und Mülli. Das war früher noch ganz anders. Mit der Erhöhung der Ausländer-Anzahl ist das Angebot von guten Goalies gestiegen. Beide Goalies wussten, worauf sie sich einlassen.» Bührer findet, dass «der SCB eigentlich ein geiles Goalie-Duo» habe und bescheinigt Wüthrich weitere Fortschritte in dieser Saison.

Der frühe Wechsel sei für Wüthrich unverdient gewesen. «Doch ich kann verstehen, dass der Coach versucht hat, etwas zu ändern», so Bührer, der selbst in den Playoffs schon mehrfach ausgewechselt worden war. Zum Beispiel bei einer 2:8-Klatsche im Halbfinal 2013 in Zug, als ihn Antti Törmänen nach dem 2:6 vom Eis holte. Der SCB wurde danach Meister.

«Als Reideborn würde es mich nerven»

Bührer glaubt nicht, dass Tapolas Wechsel Schaden an der Psyche der Goalies anrichten. «Beide sind so gefestigt.» Und Flüeler? «Als Wüthrich würde es mich nicht stören. Als Reideborn würde es mich aber nerven. Ich hätte Reideborn den Startplatz nie weggenommen. Im Spiel kann man den Goalie schon auswechseln. Crawford hat mich auch mehrmals in den Playoffs rausgeholt. Doch es war klar, dass ich in der nächsten Partie wieder im Tor stehe.» Im Halbfinal 2014 gab der Zürcher gegen Servette im Spiel nach einer Auswechslung zweimal die Antwort mit einem Shutout – und feierte später den Titel.

Wen würden die beiden ehemaligen Meister-Keeper am Mittwoch beim SCB ins Tor stellen? Bührer: «Wüthrich.» Flüeler: «Reideborn.» Prognose: Tapola dürfte wie Flüeler denken.

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