GESCHüTZTE WERKSTATT EISHOCKEY: DER ZUSCHAUER MUSS DRAUSSEN BLEIBEN

Bilder aus der Garderobe oder die Nähe zu den Stars sind beim Eishockey kein Thema. Die Klubs halten an alten Zöpfen fest. Wie lange noch?

Die Besitzer der Formel 1 haben nach dem krachenden Erfolg der Netflix-Serie «Drive to Survive» geschnurrt wie Miezekatzen, als sie die Einschaltquoten analysierten. Kunststück: Wer heute ein jüngeres Publikum für den Sport mobilmachen kann, hat vieles richtig gemacht. Der Schlüssel zum Erfolg ist Nähe zu den Stars – wer die nicht bieten kann, ist auf verlorenem Posten. Leisten kann sich das eigentlich nur der Selbstläufer Fussball, alle anderen müssen die Türen öffnen, sonst bleiben die Zuschauer erst mal draussen und in einem zweiten Schritt irgendwann ganz weg. 

Die NHL soll sich zum Beispiel vergeblich um das Interesse der Netflix-Filmer bemüht haben, weil die Nähe zu den Stars schlussendlich nur in homöopathischen Dosen angeboten wurde. Beim Eishockey tut man sich mit der Vermarktung der Stars traditionell schwer, stattdessen klammert man sich verbissen an alte Zöpfe wie die scheinbar heilige Kraft der geschützten Garderobe, obwohl man sich gerade mit diesem Einblick einem breiteren Publikum präsentieren könnte. 

Noch brummt das Geschäft

Der aktuell laufende Playoff-Final entlarvt die Schweizer Eishockey-Szene wieder mal als stockkonservative Gesellschaft, was man preisgibt, sind Livebilder vom sportlichen Geschehen und ein paar Interviews mit teilweise missmutigen Spielern. Rechtzeitig vor Playoff-Beginn haben die Klubs schon ihre Standard-Mails mit unzähligen Einschränkungen verschickt, um die Spieler vor dem scheinbar schädlichen Einfluss des öffentlichen Interesses zu schützen.

Ausgerechnet dann, wenn die meisten Leute zuschauen sollen, zieht man sich in die geschützte Werkstatt zurück. Profisport, aber wie in einem Zeitloch. Möglich ist das nur, weil das Geschäft gerade noch brummt, aber die Gewitterwolken am Horizont erkennt man mit diesem Tunnelblick natürlich nicht. Der nächste TV-Vertrag (ab 2027) wird eine Zäsur bringen, sollte man dem TV-Partner dann nicht viel mehr bieten als die Rechte für die Spielberichterstattung. 

2024-04-19T12:09:01Z dg43tfdfdgfd