WILDWEST-SERIE IMMER WILDER: TOR-ÄRGER, TELEFON-ZOFF UND LAUSANNER SCHIMPFIS

Die Westschweizer machen nicht mehr nur spielerisch von sich reden. Nebenschauplätze entlarven den Frust, der beim LHC in diesem Viertelfinal herrscht.

Vor dem fünften Duell kann sich LHC-Sportchef John Fust (52) einen deutlichen verbalen Seitenhieb in Richtung Schiri-Chef Andreas Fischer nicht verkneifen. «Aus unserer Sicht kann man nicht zwei Spieldauer-Strafen für einen Kampf aussprechen. Weil der Schiri-Chef meinen Anruf nicht beantwortet hat, musste ich einen Rekurs machen.» Mit dieser Suche nach einer Antwort begründet Fust die Einsprache im Fall von Tim Bozon und will damit den Verdacht vom Tisch wischen, er habe einfach die Sperre abwenden wollen.

Was sagt Fischer selbst zu diesem Vorwurf? Im Gegensatz zu Fust erreicht ihn Blick. «Ich sage nur so viel dazu: Unser Schiedsrichterwesen kontaktierte ihn vor Ablauf der Frist und erklärte ihm die verlangte Regel-Interpretation. Trotzdem entschied er sich, eine Einsprache zu machen.» Fust hätte dafür bis Montagmittag Zeit gehabt – und nicht wie von ihm gedacht bis Sonntagmittag.

Der Trainer schimpft

Schimpfen kann auch Lausannes Trainer Geoff Ward (61) – über die Schiedsrichter. Nach der 0:1-Niederlage ärgerte sich der Kanadier: «Sie waren in Überzahl.» Laut Ward standen die Bündner zu Beginn der Aktion zu sechst auf dem Eis. «Der Spieler, der rausging, war noch nicht draussen, als der Spieler, der für ihn hereinkam, den Puck berührte. Sie (die Schiedsrichter, die Red.) haben ihn übersehen, das ist traurig.» Statt sich also darüber zu nerven, dass seine Spieler beste Torchancen am Laufmeter auslassen, richtet sich sein Frust an die Adresse der Refs.

Apropos Frust: Den haben auch die Lausanner Spieler. Ihre mangelnde Effizienz im Abschluss zehrt an ihren Nerven. Das Schussverhältnis aus ihrer Sicht: 195:116. HCD-Torhüter Sandro Aeschlimann hat davon aber bloss zehn Schüsse reingelassen in vier Duellen, denn zuletzt feierte er einen Shutout. Was passiert, wenn sich die Westschweizer zunehmend über die Verschwendung ihrer Torchancen ärgern, sieht man regelmässig.

In Spiel fünf stach Jiri Sekac dem Davoser Schlussmann noch den Stock in die Rippen, nachdem dieser den Puck gehalten hatte. Oder sie drehen komplett durch, wie in der Schlussphase des vierten Spiels. Da liessen sie ihren Frust in Prügeleien oder unfairen Aktionen raus. Cody Almond wurde für seinen Check an HCD-Barandun für fünf Spiele aus dem Verkehr gezogen. Und Bozon prügelte weiter, als HCD-Verteidiger Näkyvä (Saisonende, Knieverletzung) schon wehrlos am Boden lag.

Bozons Rückkehr nach Davos

Da wären wir also bei Bozon. Wegen der beiden Spieldauer-Strafen, die die Schiris verhängten, war der Franzose mit Schweizer Lizenz zumindest für ein Duell gesperrt. Am Mittwoch aber ist er in Davos wieder am Start. Im sechsten und womöglich entscheidenden Spiel. Wie also reagieren? Schafft der 30-Jährige die Balance zwischen Fokus und Emotionen? Vielleicht wird ihn der Gedanke verfolgen, dass die Bündner irgendwie reagieren werden auf sein unsportliches und unfaires Verhalten. Das könnte ihn vom Weg abbringen.

2024-03-27T15:22:52Z dg43tfdfdgfd