ZSC-FRECHDACHS VINZENZ ROHRER: EIN TEENAGER IST DER MANN FüR DIE HEISSEN MOMENTE

Wen schickt Lions-Coach Marc Crawford ans Bully, wenn ein Goalie draussen ist? Den Jüngsten, den Vorarlberger Vinzenz Rohrer.

Im Startspiel des Playoff-Finals gegen Lausanne geht es in der Schlussphase ums Eingemachte. Können die ZSC Lions das 2:1 über die Zeit retten oder die Waadtländer ohne Goalie und mit sechs Feldspielern noch die Verlängerung erzwingen? Zweimal zögert Lions-Coach Marc Crawford (63) nicht, Vinzenz Rohrer (19) zum Bully rauszuschicken. Und das, obwohl der Vorarlberger in seiner ersten Saison als Profi steht und an diesem Abend eine schwache Bilanz beim Puck-Einwurf aufweist. Laut Liga-Statistik hat er nur drei von zehn Anspielen gewonnen.

Auch das letzte Bully, 18 Sekunden vor Schluss, kann Rohrer nicht für sich entscheiden. Doch der flinke Stürmer setzt sofort bissig nach und schafft es zusammen mit Verteidiger Mikko Lehtonen im unerbittlichen Bandenkampf, die Scheibe so lange zu blockieren, bis die Schlusssirene ertönt und der Sieg im Trockenen ist.

Es ist nicht das erste Mal an diesem Abend, dass der Vorarlberger, der bereits fünf Jahre im Nachwuchs der Zürcher verbracht hatte, ehe er zwei Jahre in der kanadischen Juniorenliga OHL bei den Ottawa 67's spielte und von den Montréal Canadiens als Nummer 75 gedraftet wurde, mit seiner Energie auffällt. Früh im zweiten Drittel zündet er mit seinem beherzten Einsatz in Unterzahl den Funken. Kurz darauf drehen die Lions das Spiel.

In Unterzahl blühen Rohrer & Co. auf

«Jedes Mal, wenn man bei einem Penaltykilling das Momentum auf seine Seite bringen kann, ist das positiv», sagt Crawford. «Es sind die harten Arbeiter, die da zum Einsatz kommen – Lehtonen, der sich in einen Schuss stellt oder das Rohrer-Kid, das die Duelle gewinnt, die Abwehraktionen oder die Paraden von Hrubec. Das hat Emotionen in unser Spiel gebracht und die Fans begeistert.»

So verlässt sich Crawford auf sein Gefühl und schickt Rohrer zum entscheidenden Bully. Wie schon beim dritten Viertelfinal-Spiel gegen Biel (3:2 n.V.), als die Zürcher ihren Goalie rausnahmen und nach Rohrers erfolgreichem Anspiel ausgleichen konnten.

Normal ist es nicht, dass ein 19-Jähriger die wichtigsten Bullys bestreitet. Meist brauchen Center viele Jahre, um die Kniffe und das Timing beim Puckeinwurf zu erlernen. Nummer-1-Draft Nico Hischier zum Beispiel hatte in seiner ersten NHL-Saison vor sieben Jahren noch eine magere Erfolgsquote von nur 42,9 Prozent und gewinnt inzwischen 56,6 Prozent aller Anspiele.

«Das ist nicht selbstverständlich mit 19»

«Es ist natürlich super, vom Coach so viel Vertrauen zu bekommen. Das ist nicht selbstverständlich mit 19», sagt Rohrer. «Aber ich glaube, es hat irgendwo einen Grund und ich versuche, es weiter so gut wie möglich zu machen.»

Bullys seien schon eine seiner Stärken. Vor allem auf der rechten, seiner guten Seite, sagt der Rechtsschütze. «Bullys haben mich immer schon fasziniert. Vor allem in den letzten zwei Jahren in Kanada habe ich nach dem Training noch viel daran gearbeitet. Ich übe das auch hier sehr viel mit meinen Teamkollegen nach den Einheiten. Das ist stets ein interessanter Wettbewerb.» Als Sieger darf man das den Kameraden dann auch unter die Nase reiben.

Wobei Rohrer im Montagstraining noch eine herbe Niederlage beim Bully-Training hatte einstecken müssen. «Das war nicht einmal gegen einen Center, sondern gegen Willy Riedi. Er hat fast jedes Bully gewonnen. Das hat ziemlich weh getan.» Tags darauf war es dann aber doch Rohrer, der ran durfte, als es zählte.

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