LEVERKUSENER PARTYNACHT: «MEIN TRIKOT HABE ICH SEIT 24 JAHREN NICHT MEHR GEWASCHEN»

Die Meisterfeier nach dem ersten Titelgewinn von Bayern Leverkusen fällt eher bescheiden aus. Dafür ist sie umso emotionaler.

Über 10'000 Fans finden sich jeweils auf dem Münchner Marienplatz ein, wenn Rekordmeister Bayern seine Titel feiert. In dieser Saison bleibt das Wahrzeichen vorerst leer, die Meisterschale gehört seit Sonntag Bayer Leverkusen. Eine grosse Feier bleibt dort nach dem 5:0 gegen Werder Bremen aber aus. Denn mit dem DFB-Pokal und der Europa League winken der Werkself noch zwei weitere Titelchancen.

Ohnehin gibt es in der 160'000-Seelen-Stadt gar keinen grossen Platz, der eine spontane Party überhaupt zulassen würde. Den Fans bleibt damit nichts anderes übrig, als sich in Sichtweite der BayArena vor dem Fanlokal «Stadion Büdchen» zu versammeln.

«Musste vor dem Spiel Schnaps trinken»

Viele sind es nicht. Vielleicht ein paar Hundert. Aber die, die da sind, lassen keine Zweifel aufkommen, was ihnen der erste Meistertitel der Klubgeschichte bedeutet. «Ich habe 34 Jahre auf diesen Moment gewartet», sagt Fan Fabian (34). «Man sieht, was das den Leuten hier bedeutet. Heute wird bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.»

Es gibt Freibier und laute Musik, immer wieder werden Raketen gezündet. «Das ist der schönste Moment meines Fan-Lebens», sagt Anja. Seit 35 Jahren drückt sie für Leverkusen die Daumen. Nach dem Vizekusen-Trauma der vergangenen Jahre, in denen die Werkself mehrfach so knapp an einem Titel vorbeigeschrammt ist, haben bei ihr Spuren hinterlassen. «Dieses Mal wusste ich aber, dass es endlich klappt. Darum musste ich schon vor dem Spiel ein, zwei Schnäpschen trinken, um meine Emotionen in den Griff zu kriegen», gesteht sie.

Tränen nach Titel-Fiasko sind getrocknet

Auch bei Dennis (34) ist das Drama in der Saison 1999/2000, als Leverkusen am letzten Spieltag gegen Unterhaching den sicher geglaubten Titel verspielte, noch immer präsent. «Damals habe ich als kleiner Junge das Spiel mit meinem Vater auf Grossleinwand verfolgt», erzählt er. Am Tag des ersten Meistertitels der Klubgeschichte trägt er das gleiche Trikot wie vor 24 Jahren, als er bittere Tränen vergoss. «Nach dem Unterhaching-Spiel wurde es zum letzten Mal gewaschen. Seither nicht mehr.»

Kumpel Nils (28) hat altersbedingt nur wenige Erinnerungen an die verpassten Titel von damals. Seiner Freude tut das aber keinen Abbruch. Für ihn ist es keine Frage, wem die Fans diesen Erfolg zu verdanken haben. «Ohne Granit Xhaka und Xabi Alonso wären wir nicht Meister geworden», glaubt Nils.

Offizielle Feier steigt nach Saisonende

Die Feierlichkeit vor dem «Stadion Büdchen» dauern bis weit nach Mitternacht. Spieler lassen sich keine blicken. Zwar hat Trainer Xabi Alonso (42) seinem Team für Montag freigegeben, danach gilt aber voller Fokus auf den Europa-League-Viertelfinal. Am Donnerstag geht Leverkusen mit einem 2:0-Polster ins Rückspiel gegen West Ham (bei Blick live im Ticker).

«Ich werde in London dabei sein», sagt Anja. Auch für den DFB-Pokalfinal will sie irgendwie an Tickets kommen. Zweimal war sie schon bei einem Endspiel in Berlin. Beide Male musste Leverkusen als Verlierer vom Platz. «Aller guten Dinge sind drei», glaubt sie.

Der Pokalfinal wird das letzte Saisonspiel von Bayer sein. Anschliessend soll die offizielle Meisterfeier steigen. Deutsche Medien berichten von einer Veranstaltung in der BayArena. Wie genau diese aussehen wird, ist allerdings noch unklar. Den Fans vor dem «Stadion Büdchen» ist das am Sonntagabend aber auch völlig egal.

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