ALLE SIND IM KOMMENDEN WINTER 30 ODER äLTER: WER FOLGT AUF GUT-BEHRAMI, HOLDENER, GISIN, FLURY, SUTER UND CO?

Neue Namen? Gab es in der abgelaufenen Weltcup-Saison bei Swiss-Ski einige. Aber nur auf der Männerseite. Die Frauen hinken hinterher – dennoch es gibt Lichtblicke.

Acht Siege, acht weitere Podestplätze – und vor allem: drei Kristallkugeln. Der Winter von Lara Gut-Behrami (32) war phänomenal. Ihre Triumphe werden noch lange nachhallen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass hinter der Tessinerin im Frauen-Team von Swiss SKi eine Lücke klaffte. Nur ein weiterer Sieg kam dazu, jener von Jasmine Flury (30) in Val d’Isère. 37 Prozent der Schweizer Punkte gingen auf das Konto Gut-Behramis, die konstant vorn mitfuhr. Am Ende musste man sich den Österreicherinnen im Nationencup geschlagen geben, 333 Punkte fehlten auf Platz 1.

Mit solchen Zahlenspielereien kann Cheftrainer Beat Tschuor wenig anfangen. Er arbeitet mit jenen, die da sind und klagt auch nicht, dass viele seiner Top-Fahrerinnen in diesem Winter ausgefallen sind. Tatsächlich verletzten sich Wendy Holdener (30) und Corinne Suter (29) früh schwer. Dazu fielen Joana Hählen (32), Michelle Gisin (30) und Jasmine Flury (30) wochenlang aus. «So einen Winter habe ich in meinen sechs Jahren als Cheftrainer noch nie erlebt», so der Bündner.

«Bei den Männern ist die Dichte grösser»

Läuft alles normal, werden die Schweizer Leistungsträgerinnen hinter Gut-Behrami im kommenden Winter wieder mehr Punkte einfahren. Fakt ist aber auch: Sie werden alle 30 oder älter sein. Viele Jahre bleiben ihnen nicht. Dieses Problems ist man sich beim Verband bewusst. «Wir denken schon heute daran, was nach der Heim-WM 2027 sein wird – vor allem auf der Frauenseite. Dann muss die nächste Generation parat sein», sagt Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann.

Dafür braucht es Nachwuchs – oder zumindest neue Namen. Doch wo sind sie? In dieser Saison holte keine Schweizerin zum ersten Mal Weltcuppunkte – bei den Männern waren es immerhin drei: Arnaud Boisset (239), Franjo von Allmen (231 Punkte) und Sandro Zurbrügg (21). Alpin-Direktor Hans Flatscher: «Bei den Männern ist die Dichte grösser, ganz klar. Das wollen wir bei den Frauen unbedingt hinkriegen. Kurzfristig schaffen wir das jedoch nicht. Wir haben aber die richtigen Massnahmen eingeleitet, damit in absehbarer Zeit etwas nachkommt.»

Angst vor Verletzungen

Was das konkret heisst? Swiss-Ski investiert im Trainerbereich, arbeitet in kleinen Gruppen und hat sich Verletzungsprävention auf die Fahne geschrieben. «Es ist für die Karriere oft entscheidend, dass sich die jungen Athletinnen nicht schon früh schwer verletzen», weiss Flatscher. Vor allem die bitteren Erfahrungen mit Mélanie Meillard (25) und Camille Rast (24) haben zu dieser Erkenntnis beigetragen – sie brauchten Jahre, um sich nach ihren körperlichen Rückschlägen wieder im Weltcup zu etablieren. Entsprechend umsichtig war man bei der Karriereplanung von Delia Durrer (21), der grössten helvetischen Speed-Hoffnung. Die Nidwaldnerin nähert sich nach und nach der erweiterten Weltspitze – unter Druck setzt man sie aber nicht.

Und siehe da: Auch im Europacup, der Stufe unterhalb des Weltcups, tut sich nun auch bei den Frauen etwas. Nicole Good (Slalom) und Stefanie Grob (Riesenslalom) haben sich mit ihren Top-3-Platzierungen Weltcup-Fixplätze für den kommenden Winter geholt. Gleiches schaffte auch Janine Schmitt (23) im Super-G – sie gewann zudem die Gesamtwertung. Auch die Walliserin Malorie Blanc (21) ist ein grosses Talent. Sie holte zweimal Gold und einmal Silber bei der Junioren-WM, ehe sie sich das Kreuzband riss.

Noch kein Supertalent in Sichtweite

Es kommt also etwas nach – viele Namen wird man auch in den kommenden Tagen bei den Schweizer Meisterschaften in Lenzerheide (Technik) und Davos (Speed) sehen (Live auf Blick.ch). Gleichzeitig stellt Tschuor fest: «Ein Supertalent wie Lara Colturi, die den Europacup praktisch überspringen und jetzt mit 17 im Weltcup sehr stark fährt, ist nicht in Sicht.»

Noch nicht? Die Jahrgänge 2004 bis 2007 sind sehr stark. Und auch ganz unten, beim ersten Kontakt mit den Rennski, sieht es gut aus. «Heute lösen so viele Mädchen und Buben eine Ski-Lizenz wie nie zuvor. Das hat nicht nur, aber auch mit Lara und Marco Odermatt zu tun», sagt Walter Reusser, CEO Sport von Swiss-Ski.

Gut-Behrami bis 2025, Hählen und Gisin bis 2026, Holdener und Suter Flury bis 2027? So könnte der Rücktrittsplan der ältesten Schweizerinnen im Weltcup aussehen. Bis dahin gilt es, sich zu wappnen. «Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir es schaffen werden», so Urs Lehmann.

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