DAS SAGT SEIN UMFELD üBER MARCO ODERMATT

Keiner ist so beliebt. Keiner ist so erfolgreich. Dank seines sonnigen Gemütes sieht beim herausragenden Sportler Marco Odermatt alles spielerisch leicht aus. Doch dahinter stecken harte Arbeit und ein perfektes Umfeld.

«Marco bestand auf Nidwaldner Bergkäse»

23 Prozent Schweizer Hartkäse, 22 Prozent Schweizer Halbhartkäse, 23 Prozent Nidwaldner Bergkäse: Diese Sorten sind in der Odermatt-Fonduemischung enthalten. Hergestellt wird die Schweizer Spezialität von Peter Häfeli (59). Der Verwaltungsratspräsident der InterCheese AG, der Käsekellerei in Beromünster LU, ist Marcos Sponsor der ersten Stunde.

«Als er mich Ende 2017 um eine Unterstützung bat, wusste ich sofort, dass sich eine Partnerschaft ergeben würde. Beim ersten Kontakt am Firmensitz in Beromünster war ich beeindruckt von seiner grossen Ausstrahlungskraft.» Damals kämpfte sich der Nidwaldner nach seiner schweren Knieverletzung zurück auf die Piste.

Er sagt: «Mich hat der Zeitpunkt von Peter Häfelis Unterstützung ganz speziell gefreut – mitten in meinem Comeback nach der Verletzungspause. Das war ein Vertrauensbeweis.» Als Häfeli vorschlug, ein eigenes Fertigfondue zu schaffen, hatte Odermatt nur eine Bedingung: Die Käsemischung muss auch würzigen Nidwaldner Bergkäse enthalten. Nach einigen gemeinsamen Tests passte die Cremigkeit. 30'000 Packungen des speziellen Fondues werden pro Jahr in Coop, Migros und Spezialitätengeschäften verkauft.

Fünf Jahre lang besuchte «Odi» die Sportmittelschule Engelberg. «Marco war korrekt und strukturiert», erinnert sich der Sportliche Leiter Oliver Koch (54). «Er war ein Teamplayer, dem der Schalk im Nacken sass und der eine gewisse Schlitzohrigkeit hatte.» Als Maturastreich habe Odermatt mit seiner Klasse beispielsweise Sagex-Kügeli per Laubbläser herumwirbeln wollen. «Die Schulleitung lehnte die Idee ab, weil die Lüftung verstopft worden wäre», erinnert sich Koch. Er freut sich, dass er einen Teil des Weges mit «Odi» gehen konnte.

Ist er stolz darauf? «Stolz ist das falsche Wort. Es ist einfach eine schöne Geschichte.» Überflieger Marco Odermatt ist in der Sportmittelschule immer noch präsent. Wenn er sich in Engelberg aufhält, geht er hier in die Physiotherapie oder in den Kraftraum. Die Schule hat neben ihm viele weitere Skitalente geformt: Michelle und Dominique Gisin, Corinne Suter,Wendy Holdener,Denise Feierabend (alle Ski alpin), Mathilde Gremaud, Andri Ragettli (beide Freeski).

Seit seiner Jugend arbeitet Marco Odermatt mit Monika Wicki-Hess zusammen. «Er erkannte den Mehrwert des Mentaltrainings bereits früh», so die Cousine von Erika Hess, die in den 1980er-Jahren eine der erfolgreichsten Skirennfahrerinnen war. «Im Kopf ist Marco ein Grossmeister. Aktuell sehe ich die grösste Herausforderung bei ihm im Bereich Entspannung und Regeneration.»

Odermatt absolviert jeden Winter ein Mammutprogramm. «Da ist es sehr wichtig, sich in den kurzen Pausen bestmöglich zu entspannen und zu erholen. Das gelingt ihm unter anderem dank seines tollen Umfeldes.» Im Verlauf der Jahre haben sich die gemeinsamen Sitzungen verändert. «Heute geht es vor allem um die Reflexion der Saison und um den Ausblick in die neue Saison.» Sie besprechen Szenarien, welche im kommenden Skiwinter und der Vorbereitung darauf auftreten könnten, und erarbeiten Lösungsvorschläge.

Die Skiwelt ist klein in Engelberg. Deshalb hatte Norbert Patt (60) seit 2010 CEO der Titlis Bergbahnen, Marco Odermatt schon lange vor seinen ersten Erfolgen im Visier. «Marco war ein ungeschliffener Diamant, authentisch, unbeschwert und ohne Allüren.» Eine Zusammenarbeit mit ihm werde eine gute Geschichte, sagte er sich. Wenn Marco im Engelberger Skigebiet trainiert oder einfach Kraft tankt, wurde er bisher zwar in Ruhe gelassen.

«Dieses Jahr erleben wir aber schon einen Hype. Kinder rennen ihm nach und wollen Unterschriften oder ein Selfie.» Marco fahre oft auf der Piste Erika, benannt nach der sechsfachen Weltmeisterin Erika Hess. Nach den einheimischen Olympiasiegerinnen Dominique und Michelle Gisin sind zwei Gondeln benannt. «Für Odermatt lassen wir uns auch was Kreatives einfallen. Für eine Piste Marco haben wir noch genug Platz!»

Die Urnerin unterrichtete Odermatt in den letzten beiden Primarschuljahren in Buochs NW. «Er war ein guter Schüler, ein sehr guter sogar. Aber er war kein Wunderkind», so Heidi Infanger. Im Unterricht wurde viel gelacht, und es wurden Streiche gespielt. Marco war da keine Ausnahme, so seine damalige Lehrerin. Manchmal sei er zu spät im Unterricht erschienen, weil er auf dem Pausenplatz Fussball spielte. «Im Winter haben wir im Schulzimmer oft Skirennen geschaut und Didier Cuche die Daumen gedrückt.»

Der Sport gab die Struktur schon damals vor. «Zu Beginn der Saison sind Marco, seine Eltern und ich zusammengesessen und haben geschaut, wo wir schulische Prioritäten setzen.» Heute verpasst Infanger kein Rennen von Odermatt. Sie drückt ihm die Daumen, wie sie damals gemeinsam Cuche die Daumen gedrückt haben.

Seit dem Kindergarten kennen sich Marco Odermatt und Stella Parpan. Gefunkt zwischen dem Ski-König und der Medizinstudentin hat es jedoch erst später. Vorübergehend brach der Kontakt ab. Die Familie von Stella zog von Buochs zwei Dörfer weiter nach Stansstad. Vor einigen Jahren kreuzten sich ihre Wege dank gemeinsamen Freunden wieder.

«Wir haben bei unserem ersten Date etwas Feines gegessen und sind danach zusammen baden gegangen», erzählte Odermatt im «Blick». In der wenigen gemeinsamen Freizeit spielen sie gern Tennis oder gehen zusammen wakeboarden. Wie Odermatt ist auch Parpan ambitioniert.

Die Lehre zur Fachfrau Gesundheit in einer Luzerner Klinik schloss sie 2017 mit der besten Berufsmatura-Note ab. Anschliessend hing sie die Passerelle der Maturitätsschule für Erwachsene an. Neben ihrem Medizinstudium malt die Innerschweizerin und spielt leidenschaftlich Klavier.

Er sammelte Löwen als Plüschtier und als Poster – ein Löwenkopf ziert 2018 seinen Schrank. Es ist das Jahr, als er an der Junioren-WM fünf Goldmedaillen gewinnt. Schon mit zwei steht Marco auf den Ski, Vater Walti (56) ist JO-Leiter.

Auch Schwester Alina (23) fährt bis 2021 Rennen. Mutter Priska (57) hätte nicht Ski als Sportart gewählt: Sie hat Höhenangst. Die Eltern Odermatt reisen häufig an die Rennorte, um ihren Sohn zu unterstützen.

Die Schweizer Illustrierte hat eine neue Podcast-Folge – hier reinhören!

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