DER DRUCK AUF FISCHER STEIGT

Nachdem die Schweizer dreimal in Serie als Favorit in den Viertelfinals gescheitert sind, steht der stets gross denkende Nationaltrainer Patrick Fischer an der WM in Prag und Ostrava unter Druck.

Wie schwierig es ist, die Viertelfinals zu überstehen, zeigt das Beispiel Schweden, das als europäisches Vorzeigeland im Eishockey gilt. Wie die Schweizer erreichten die Skandinavier seit 2018, als sie zum elften Mal Weltmeister wurden, nie mehr das Final-Wochenende.

Unter Patrick Fischer, der seine achte WM als Nationaltrainer in Angriff nimmt, haben sich die Schweizer definitiv weiterentwickelt. An den letzten beiden Weltmeisterschaften beendeten sie die Vorrunde jeweils auf dem 1. Platz ihrer Gruppe, gewannen sie in dieser Phase 13 von 14 Spielen. Das verdient grosse Anerkennung.

Doch eben, als es wirklich zählte, vermochten die Schweizer ihr Potenzial nicht abzurufen. 2022 unterlagen sie im Viertelfinal den USA 0:3, vor einem Jahr setzte es gegen Deutschland eine 1:3-Niederlage ab. Schon 2021 hatte die DEB-Auswahl in der ersten K.o.-Runde Endstation bedeutet, damals führten die Schweizer bis 44 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit 2:1, ehe sie im Penaltyschiessen unterlagen.

Vertrauensfrage gestellt

Dass dreimal eine grosse Chance verpasst wurde, müssen sich die Verantwortlichen vorwerfen lassen, umso mehr, als das offizielle Ziel seit der Saison 2021/22 lautet, an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften die Halbfinals zu erreichen. Fischer fragte denn auch die Spieler nach dem bitteren Scheitern vor einem Jahr, ob er noch der richtige Trainer sei und erhielt die Antwort: Ja. "Das war wichtig für mich, da ich ein Teamplayer bin. Das gegenseitige Vertrauen muss vorhanden sein, logischerweise auch von oben", sagt Fischer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Wie gross dieses bei den Entscheidungsträgern ist, unterstreicht die Vertragsverlängerung mit Fischer Mitte Februar bis nach der Heim-WM 2026. Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe hatten die Schweizer saisonübergreifend elfmal hintereinander (total 13 Mal) verloren. Die Kritik liess logischerweise nicht lange auf sich warten.

In der letzten Phase

Wie auch immer steht Fischer an der WM in Tschechien unter besonderer Beobachtung. Dem ist er sich selbstredend bewusst. Ein weiteres klägliches Scheitern wie 2023 kann er sich kaum leisten. Um wie im Jahr 2013, damals war Fischer als Assistent dabei, und 2018 die Hürde Viertelfinal zu überstehen, hat der Staff den Druck auf die Spieler erhöht. Zudem wurde mit Stefan Schwitter ein Performance Coach verpflichtet. Der frühere Profi-Wrestler soll mit seinem Fokus-Konzept dazu beitragen, dass die Spieler stets im Hier und Jetzt sind, sich durch nichts ablenken lassen und ihre beste Leistung abrufen, wenn es zählt.

"Wir steigerten uns in den letzten Jahren im Bereich der Athletik, verbesserten unser Zweikampfverhalten, fanden taktisch eine gute Balance, blieben aktiv bei Führungen", sagt Fischer. "Nun befinden wir uns aus meiner Sicht in der letzten Phase. Wir gehören nun zum Mitfavoritenkreis. Unter höchstem Druck als Favorit zu reüssieren, ist der schwierigste Schritt. Die Kunst besteht darin, auch dann alles auszublenden, wenn jeder auf dich schaut. In einem Mannschaftssport sollten das alle können, das erschwert das Ganze."

Routiniertes Team

Fischer hofft, jene Spieler selektioniert zu haben, die den letzten Schritt hinbekommen. Auf dem Papier verfügt die Schweiz über eine routinierte und vielversprechende Mannschaft, umso mehr, als Roman Josi, einer der besten Verteidiger der Welt, definitiv zum Team gehört. Er hat grünes Licht erhalten.

Damit stehen Fischer fünf Feldspieler aus der NHL zur Verfügung. Verteidiger Jonas Siegenthaler sowie die Stürmer Nico Hischier, Nino Niederreiter und Philipp Kuraschew waren schon fix. Dass es nicht noch mehr sind, liegt daran, dass sich Timo Meier einer Schulteroperation unterziehen musste, Kevin Fiala in Kürze erstmals Vater wird, der auslaufende Vertrag von Janis Moser noch nicht verlängert wurde und Pius Suter noch in den Playoffs engagiert ist.

Nach dem 2:1-Sieg am Sonntag in Brünn gegen WM-Gastgeber Tschechien, dem ersten im zwölften Spiel in dieser Saison im Rahmen der Euro Hockey Tour, reisten die Schweizer mit einem guten Gefühl nach Prag. "Wir fühlen uns körperlich bereit, haben mental viele Sachen angeschaut", sagt Fischer. "Nun gilt es, im Spielaufbau noch präziser werden." Ein weiterer Fokus liegt auf dem Powerplay, das in den ersten vier Vorbereitungswochen nicht gross angeschaut wurde, "weil wir wussten, dass es noch viele personelle Änderungen geben würde".

Die erste Hürde ist am Freitag Norwegen. Nach dem Startspiel sind der Reihe nach Österreich (Sonntag), Tschechien (13. Mai), Grossbritannien (15. Mai), Dänemark (18. Mai), Kanada (19. Mai) und Finnland (21. Mai) die Gegner. Die besten vier Teams beider Gruppen erreichen die Viertelfinals.

2024-05-09T02:58:40Z dg43tfdfdgfd