DER SCHLAFENDE RIESE LAUSANNE IST ENDLICH ERWACHT

Im Final der Playoffs kommt es zum Löwen-Duell: die Lions aus Lausanne gegen die ZSC Lions. Die Waadtländer mussten sich allerdings erst neu erfinden, um am Tisch der Grossen anzukommen.

Zwei Namen fallen immer wieder, wenn es um die überraschende Qualifikation des Lausanne Hockey Club für die Playoff-Finals geht: Petr Svoboda, weil er weg ist, und John Fust, weil er hervorragende Arbeit leistet.

Mit dem Einstieg des ehemaligen tschechischen Weltklassespielers Svoboda (und des mittlerweile Alleinaktionärs Gregory Finger) hoffte man vor vier Jahren in Lausanne, zu einem der bestimmenden Klubs der Schweiz aufzusteigen. Svoboda erwies sich aber als Elefant im Porzellanladen, der es sich mit allen verspielte: den Einheimischen in Lausanne, der restlichen Hockey-Schweiz mit seinen exorbitanten Spielersalären für bestenfalls durchschnittliche Spieler und im eigenen Klub mit nicht eingehaltenen Versprechen. So konnte der Verein sein Potenzial nicht ausspielen.

Fust räumt Svobodas Trümmer weg

Im Herbst 2022 kam es zum Knall. Svoboda wurde als Sportchef entmachtet, wenige Monate später verkaufte er mehr oder weniger freiwillig sein Aktienpaket. Stattdessen wurde der Kanada-Schweizer John Fust, der zuvor im Verein schon Spieler und Trainer war, der starke Mann in der sportlichen Führung. Fust ist das ziemliche Gegenteil von Svoboda: ein umgänglicher, aber clever und seriös arbeitender, sozial äusserst kompetenter Fachmann.

Die Saison 2022/23 war nicht mehr zu retten, das ambitionierte Lausanne - wie das Zürcher Pendant mit dem Löwen im Klublogo - verpasste die Playoffs. Dennoch hielten Fust und der nie öffentlich in Erscheinung tretende Geldgeber Finger am Cheftrainer Geoff Ward fest. Nun wird das Lausanne 2.0 für seine Geduld und das Festhalten an einer Strategie belohnt.

Bereits in der Qualifikation legte das Team einen Steigerungslauf bis auf Platz 3 hin. Aus dem Chaos-Klub, der noch vor drei Jahren durch ausgesprochen unfaires und dreckiges Hockey auffiel (der damalige Captain Mark Barberio wurde nach einem brutalen Foul an ZSC-Stürmer Garrett Roe gleich für acht Spiele gesperrt), ist eine disziplinierte und taktisch hervorragend eingestellte Truppe geworden. Der Rückfall im Spiel 4 der Viertelfinalserie in Davos blieb eine Ausnahme.

Grosses Potenzial

Mit Lausanne ist ein schlafender Riese erwacht. Später als erwartet, aber überraschend schnell nach dem Ende der Ära Svoboda. Das Einzugsgebiet ist gross, die Fans begeisterungsfähig, die 2019 eröffnete Vaudoise Aréna ein Schmuckstück und mit 9600 Plätzen - in den Playoffs stets ausverkauft - das drittgrösste Stadion der National League.

Im Final gegen die übermächtig erscheinenden ZSC Lions ist das vom österreichischen Captain Michael Raffl angeführte und auf viele Leistungsträger aus der Deutschschweiz zählende Team der Aussenseiter. Es kann den Final deshalb ohne jeden Druck angehen. Die Richtung stimmt jedenfalls.

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