DIE SKISAISON ENDET MIT EINEM KNALL: VORLäUFIGES AUS FüR DIE WELTCUP-RENNEN IN ZERMATT

Die letzte sportliche Entscheidung der Saison war eben erst gefallen, als bereits die erste gewichtige für den nächsten Winter durchsickerte. Johan Eliasch, der Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS), gab bekannt, dass die Rennen in Zermatt/Cervinia in diesem Jahr nicht stattfinden werden.

Eigentlich war die Kommunikation der vorläufigen Absage erst für die kommende Woche geplant, da noch nicht alle Details geklärt sind, wie der Swiss-Ski-CEO Diego Züger mitteilt. Auch der FIS-Council muss der Streichung noch zustimmen, vermutlich bei einer Sitzung im Mai.

Für die Saison 2025/26 wolle man nochmals das Gespräch und eine Lösung suchen, schreibt Züger. Eine solche scheint jedoch unrealistisch, zu unterschiedlich sind die Interessen der Involvierten.

Damit erfährt das Prestigeprojekt am Matterhorn mit Start in der Schweiz und Ziel in Italien vorerst ein bitteres Ende. Von Beginn weg kämpfte das Projekt mit Gegenwind. Die Strecke sei für diese Höhenlage zu lang und zu anstrengend für die Fahrer, ausserdem sei das Wetter auf dem Gletscher im November zu unsicher, lautete die Kritik.

Zumindest das letzte Argument bewahrheitete sich bei den ersten beiden geplanten Austragungen, auch wenn man aufgrund der Wetter-Auswertungen davon ausgehen muss, dass die Organisatoren viel Pech hatten: 2022 mussten alle vier Rennen wegen zu wenig Schnee abgesagt werden, 2023 wegen zu viel Wind.

Die FIS wollte in Zermatt ein Speed-Finale Anfang April

Die Fahrerinnen und Fahrer stellten sich fast geschlossen gegen das Projekt. Dass ein solches Rennen vor der berühmtesten Kulisse der Alpen grundsätzlich interessant für den Skisport wäre, das sahen die meisten so. Noch am Samstag hatte Eliasch dem Zermatter OK-Präsidenten Franz Julen zum wiederholten Mal eine Austragung Ende März/Anfang April schmackhaft machen wollen – statt als Speed-Opening also als Speed-Finale.

Das ist für Zermatt keine Option, wie Julen sagt: «Bei uns herrscht zu dieser Zeit tiefster Winter. Wie soll man das ganze Material auf 2900 Meter über Meer bringen? Zudem müssen die Bergbahnen täglich 360 Pistenkilometer präparieren, und jedes Hotelzimmer ist ausgebucht.» Man höre sich gerne nochmals Vorschläge von der FIS an, sagt Julen. Doch man sehe, wie das Interesse am Skisport jeweils nach Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen abnehme. Entsprechend schwierig wäre eine Finanzierung im Frühling.

Eine solche wäre für die dritte Ausgabe gesichert gewesen. Auch der letzte Punkt, die Versicherung, war seit kurzem geklärt. Für eine erste Absage wären Zermatt und Cervinia aufgekommen, für die Rennabsagen zwei bis vier hatte man eine Versicherung gefunden. Für Julen kam das Aus seines Herzensprojekts am Ende nicht mehr überraschend. Er wusste, dass sich die Athleten an den Rennen in Kvitfjell dagegen ausgesprochen hatten. Selbst Marco Odermatt stand dem Projekt nur neutral gegenüber. Julen ist zwar immer noch überzeugt vom Produkt und davon, dass es dem Skisport gutgetan hätte. «Aber Sportveranstaltungen machst du für die Athleten. Wenn der Kunde ein Produkt nicht will, muss man es vom Markt nehmen. Das respektiere ich.»

Für Swiss Ski ist damit einer der zahlreichen Punkte geklärt, die auf der Traktandenliste der komplizierten Beziehungen zwischen dem Schweizer Verband und der FIS mit dem Präsidenten Eliasch stehen. Unter anderem ist offen, wie es mit den Ski-WM 2027 in Crans-Montana weitergeht.

Mitte Februar hatte die FIS Swiss Ski mit der Drohung geschockt, Crans-Montana die WM zu entziehen. Das Problem: offene Fragen zu Verantwortlichkeiten und die Haftungsfrage. Ein Vertrag ist nach wie vor nicht unterschrieben. Swiss Ski steht in schriftlichem Austausch mit der FIS, die Suche nach Lösungen läuft. «Es ist klar, dass diese WM in Crans stattfinden wird», sagt der Swiss-Ski-CEO Züger. Der Schaden wäre gross, nicht nur für die Schweiz und die Organisatoren, sondern auch für das Image der FIS und des Skisports.

Finden die FIS-Games 2028 im Engadin statt?

Auf weitere Antworten von der FIS wartet Swiss Ski auch bezüglich FIS-Games 2028. Bis Ende März müsste die Schweiz das Dossier einreichen – nach dem Rückzug von Norwegen ist sie die letzte verbleibende Kandidatin. Doch noch ist Swiss Ski unsicher, ob er St. Moritz und das Engadin ins Rennen für die Premiere schicken will. Zu vorsichtig ist man nach den Erfahrungen mit den Ski-WM in Crans-Montana, zu viele Fragen sind noch offen.

Die FIS-Games sollen eine Art kleine Olympische Spiele für Schneesportarten sein, die jeweils in jenem Jahr stattfinden, in dem weder Ski-WM noch Olympia im Kalender stehen. Auch hier sind Vermarktung, Verantwortlichkeiten und Risikoübernahme die Streitpunkte. Und es geht darum, welche Disziplinen ausgetragen werden, was für die Finanzierung eine Rolle spielt.

Ausserdem steht das Thema Zentralvermarktung im Raum. Die FIS hat diesbezüglich mit Infront im vergangenen Jahr einen Vertrag abgeschlossen, die nationalen Verbände waren nicht involviert. Man ist sich einig, dass ein zentral vermarkteter Weltcup eine gute Idee wäre, um den Schneesport weiterzubringen. Doch die Meinungen zum Wie gehen auseinander.

Swiss Ski hat sich mit anderen Nationen zum Projekt «Snowflake» zusammengeschlossen. «Wir sind überzeugt: Wir brauchen im Skisport mehr Nationen, die kompetitiv mitmachen, auch um Märkte zu entwickeln», sagt Züger. Beim Projekt, das die Nationen ausgearbeitet und nun der FIS präsentiert haben, würden die kleinen und mittleren Verbände im Verhältnis finanziell mehr profitieren als die grossen.

Auch hier wartet Swiss Ski auf einen Austausch mit der FIS. Odermatt und Gut-Behrami mögen längst auf dem Weg in die Ferien sein – hinter den Kulissen geht die Arbeit weiter.

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