DIESE ZAHLEN MACHEN SORGEN: WIE SCHLIMM STEHT ES UM DIE FCB-FINANZEN WIRKLICH?

Der FCB weist für das Jahr 2023 einen Mini-Gewinn von 60'000 Franken aus. Von einer heilen Finanzen-Welt sind die Basler aber weit entfernt. Es droht der nächste Ausverkauf.

Wer sich diese Woche auf die Website des FC Basel verirrt, findet dort die Meldung, dass die U19 des FCB gegen den FCO St. Gallen mit 1:2 verloren hat. Angaben zum Jahresbericht 2023, die der Klub am Dienstag still und heimlich an seine Mitglieder verschickt hat, sucht man dagegen vergeblich. Dabei weist der FCB im Vergleich zum Vorjahresminus von rund 1,2 Millionen Franken sogar einen Mini-Gewinn von 60'000 Franken aus. Erfreulich sind die Zahlen bei näherer Betrachtung aber nicht wirklich. Und sie werfen Fragen auf.

Im vergangenen Jahr hat der FCB durch Spielerverkäufe 55,5 Millionen Franken eingenommen, so viel wie erst einmal zuvor in der Vereinsgeschichte (2016: 61,4 Mio.). Die eigenen Anschaffungskosten belaufen sich auf 42,4 Millionen Franken. Alleine Renato Veiga (20) beispielsweise soll rund 4,6 Millionen gekostet haben.

Unter die 42,4 Millionen fallen aber auch Spieler, bei denen der FCB die Kaufoption gezogen und diese direkt weiterverkauft hat. Das Total der effektiven Anschaffungskosten für den Sommer 2023 würden sich daher auf weniger als 21 Millionen belaufen, teilt der FCB mit. In der Erfolgsrechnung sind aber erst 9,4 Millionen davon als Transferaufwand verbucht worden. Im Fussball-Business keine Unüblichkeit, dass Transferausgaben über mehrere Jahre abgezahlt werden.

Hohe kurzfristige Schulden bei anderen Klubs

Und trotzdem steckt mehr dahinter, wie sich beim Verhältnis zwischen Umlaufvermögen und den kurzfristigen Schulden zeigt. Eine gesunde, sogenannte «Current Ratio» liegt in der Regel über 1,0. So zumindest lernt es jeder Wirtschaftsstudent im ersten Semester. 2022 konnte der FCB diesen Wert noch knapp einhalten. Für das vergangene Jahr kommt bei einem Umlaufvermögen von 18,4 Millionen und kurzfristigen Verbindlichkeiten in Höhe von 45,8 Millionen ein Wert von 0,4 heraus. Die kurzfristigen Schulden können mit dem Umlaufvermögen also bei weitem nicht gedeckt werden. Heisst konkret: Der FCB lebt auf Pump!

Die ausgewiesenen Verbindlichkeiten und Leistungen gegenüber Dritten belaufen sich auf 22,7 Millionen (2022: 2 Mio.). «Der Grossteil davon stammt von Verbindlichkeiten aus Spielertransfers gegenüber anderen Klubs und anderen Parteien wie Vermittlern», heisst es beim FCB auf Anfrage. Rund 11 Millionen dürften dabei für die noch ausstehenden Transfersummen vom Sommer 2023 vorgesehen sein. Bleibt aber immer noch eine bemerkenswerte Differenz im Vergleich zum Vorjahr.

Die Basler haben also kurzfristige Schulden bei anderen Klubs, die sie eigentlich innerhalb eines Jahres decken können müssten. Die Frage ist nur, wie?

Finanzaufwand hat sich mehr als verdoppelt

Um dies zumindest in der Bilanz ausgleichen zu können, hat der Klub Transferrechte an seinen eigenen Spielern als immaterielles Anlagevermögen aktiviert. Dieses steht neu mit 23,7 Millionen Franken (2022: 6,1 Mio.) in den Büchern. Jahrelang hatte der FCB sein Profi-Kader durch Sonderabschreibungen mit einem Franken bewertet. «Aus wirtschaftlichen Gründen war das nicht möglich. Eine Sonderabschreibung in der Höhe der bewerteten Transferrechte konnte man sich schlicht nicht leisten und hätte zu einem hohen Verlust geführt», heisst es beim FCB.

Eine weitere Zahl, die irritiert, ist der Finanzaufwand von 7,4 Millionen, der sich im Vergleich zum Vorjahr (3,1 Mio.) mehr als verdoppelt hat. Laut dem Klub setzt sich dieser aus Rückzahlung eines Darlehens, Schenkungen, der Franken-Aufwertung und Finanzierungskosten zur Liquiditätssicherung zusammen. Aufgrund des massiv erhöhten kurzfristigen Fremdkapitals dürfte vor allem Letzteres einen wesentlichen Teil zum höheren Finanzaufwand beigetragen haben. Um was für ein Instrument es sich dabei handelt, wird nicht klar.

Kommt im Sommer der nächste Ausverkauf?

Die Jahresrechnung 2023 lässt den Schluss zu, dass sich die finanzielle Situation der Basler im vergangenen Jahr noch weiter verschärft hat. Prof. Dr. Ulf Schiller von der Universität Basel hält eine baldige Zahlungsunfähigkeit des Klubs vorerst aber für unwahrscheinlich. «Den 46 Millionen Franken an kurzfristigen Schulden stehen nicht nur die ausgewiesenen 18 Millionen Franken Umlaufvermögen, sondern auch die Spielerwerte gegenüber, welche zwar als langfristige ausgewiesen sind, aber trotzdem kurzfristig liquidiert werden können», so der Wirtschaftsexperte.

Heisst aber: Dem FCB droht schon im Sommer der nächste Ausverkauf. Ob dieser ausreicht, um die kurzfristigen Schulden zu decken, ist aber durchaus fraglich. Bis auf Thierno Barry (21) und Renato Veiga (20) haben die Basler nach aktueller Einschätzung kaum einen Spieler im Kader, der einen mittleren einstelligen Millionenbetrag oder mehr einbringen dürfte. 

Und selbst wenn der FCB dank des Verkaufs seines kompletten Tafelsilbers seine Liquidität irgendwie aufrechterhalten kann, geht das nur auf Kosten der sportlichen Qualität des Kaders. Die Jahresrechnung lässt befürchten, dass der Absturz des einstigen Serienmeisters ungebremst weitergeht. Und zwar alles andere als still und heimlich.

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