EIN ENDE MIT SCHRECKEN – DIE MATTERHORN-RENNEN WERDEN BEERDIGT

Nach zwei Jahren mit acht abgesagten Abfahrten hat der Weltskiverband FIS genug: Zermatt fällt aus dem Weltcup-Kalender. Hat der Vertragsbruch Konsequenzen?

Schluss, aus und vorbei – ohne dass auch nur ein Rennen stattgefunden hat: Die Skirennen in Zermatt fallen aus dem Weltcup-Kalender, der Weltskiverband FIS informierte am Sonntag in Saalbach, wo die letzten Rennen der Saison stattfanden, vorschnell die Trainer.

Swiss-Ski-CEO Diego Züger bestätigt dies gegenüber dieser Redaktion. Swiss-Ski, der italienische Wintersportverband Fisi und die FIS hätten den Entscheid gemeinsam gefällt, sagt er, «auch wenn organisatorisch alles auf Grün wäre, sind rund um den Weltcup-Kalender derzeit so viele Grundsatzfragen offen, dass wir nach sorgfältigem Abwägen zum Entschluss gekommen sind, das Matterhorn Speed Opening zu sistieren».

Der Schweizer Skiverband sowie die FIS vollziehen also eine Kehrtwende, noch im Januar war via öffentliche Mitteilungen ein Bekenntnis zu den Rennen abgegeben worden. OK-Chef Franz Julen bedauert die Entwicklung, zumal trotz zweier Jahre mit acht abgesagten Frauen- und Männer-Abfahrten alles aufgegleist gewesen wäre für die Fortsetzung des Projekts. Sponsoren- und öffentliche Gelder waren garantiert, es gab einen TV-Vertrag, ein ausgeglichenes Budget und selbst eine Versicherung konnte abgeschlossen werden für den Fall weiterer Absagen, Experten hatten dies kaum für möglich gehalten.

«Es ist sehr schade», sagt Julen, «vor allem, weil wir 2022 grosses Pech hatten mit dem Schneemangel, aber zu wenige Depots hatten errichten können, da wir spontan in den Kalender aufgenommen worden waren. Wir hätten eine dritte Chance gerne gepackt.»

Vertragsbruch – wie weiter?

Das Thema Zermatt wurde in den letzten Wochen immer wieder intensiv diskutiert. Die Athleten trafen sich zweimal, um über den Kalender zu reden und ihre Vorschläge den Entscheidungsträgern der FIS zu unterbreiten. Sie waren unzufrieden mit der Verteilung und Ansetzung der Rennen im Allgemeinen – und mit Zermatt im Speziellen. Aus gut unterrichteten Quellen ist zu hören, dass sich kein oder zumindest kaum ein ausländischer Athlet für einen erneuten Versuch am Fusse das Matterhorns aussprach und sich die Schweizer höchstens neutral verhalten hätten.

Mitte Februar in Kvitfjell gab es eine letzte Sitzung unter den Fahrern, «die Italiener waren gegen Zermatt, und als ich hörte, dass sich auch die Schweizer nicht für den Event stark gemacht haben, war mir klar, in welche Richtung es geht», sagt Julen. «Ich bin weiterhin überzeugt, dass dieses Projekt dem Skisport einen grossen Mehrwert gebracht hätte. Aber Sportveranstaltungen macht man für Athleten. Wenn diese nicht kommen wollen, gilt es das zu respektieren und akzeptieren.»

Nun also hat offenbar auch FIS-Präsident Johan Eliasch, ein flammender Befürworter der Zermatt-Rennen der ersten Stunde, seine Meinung geändert. Seit der schwedisch-britische Geschäftsmann 2021 die Nachfolge von Gian Franco Kasper als Präsident des Weltverbands antrat, existiert kein Kalender mehr über mehrere Saisons.

Die Veranstalter haben entsprechend lange keine Sicherheit, ob ihre Rennen auch im neuen Plan vorkommen. In diesem Jahr wird erst beim FIS-Kongress im isländischen Reykjavik am 5. Juni über den definitiven Kalender befunden. Zermatt aber besitzt als einziger Veranstalter im Weltcup einen langfristigen Vertrag, er läuft bis 2027. Was der Vertragsbruch bedeutet? Wird Julen Forderungen stellen oder gar klagen? «Wir werden alles in Ruhe analysieren», sagt er dazu nur.

Alle Beteiligten betonen, dass Zermatt nicht vom Tisch ist, es theoretisch zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen werden könnte. Dem Vernehmen nach würde die FIS am Matterhorn gerne Ende März die Speed-Finalrennen durchführen, was aber aus logistischen und touristischen Gründen für die Zermatter kein Thema ist.

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