GINO MäDER STARB, ER üBERLEBTE: JETZT SPRICHT SHEFFIELD ERSTMALS

Der Radrennfahrer Magnus Sheffield stürzte 2023 am selben Tag an der gleichen Stelle, an der Gino Mäder tödlich verunfallte. Der 21-Jährige erzählt nun erstmals von der schweren Zeit danach.

Der 15. Juni 2023 wurde zu einem dunklen Tag für den Radsport: Der erst 26-jährige Gino Mäder stürzte auf der Königsetappe der Tour de Suisse so schwer, dass er am Tag darauf den Verletzungen erlag. Wenige Minuten vor dem tragischen Vorfall stürzte auch der norwegisch-amerikanische Rennfahrer Magnus Sheffield vom Team Ineos Grenadiers an exakt der gleichen Stelle.

Der 21-Jährige kam von der Strecke ab, bremste auf einem Kiesband am Strassenrand und stürzte die rechts abfallende Böschung hinunter in ein Bachbett. Sheffield erlitt dabei Prellungen und ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, konnte die Unfallstelle aber zu Fuss verlassen. Nun hat er sich erstmals in einem Beitrag auf der Website seines Radsportteams zu jenem Tag geäussert.

Verwirrung nach dem Sturz

«Über den Sturz, den ich letztes Jahr bei der Tour de Suisse hatte, habe ich nicht öffentlich gesprochen. Ich wollte Zeit haben, alles zu verarbeiten, was passiert ist. Ich fühle mich jedoch offen, ein paar Dinge daraus zu teilen», heisst es darin.

Er könne sich an fast alle Details des Tages erinnern. «In diesem Moment, als ich am Berghang sass, flogen Helikopter über mir und klangen in meinen Ohren, während ich auf eine der schönsten Landschaften blickte. Ich war verwirrt, als ich medizinisches Personal in der Nähe eines Fahrers sah, von dem ich damals nur das Teamtrikot erkennen konnte, weil ich wusste, dass ich alleine gestürzt war.» Später sei ihm dann mitgeteilt worden, dass es sich um Gino Mäder handelte, der in ein nahegelegenes Spital gebracht wurde.

Er selbst erholte sich nach seiner Entlassung aus dem Spital während drei Monaten in den USA im Kreis der Familie von seinen Verletzungen. «Seit der Grundschule habe ich nicht mehr so viel Zeit an einem Ort verbracht. Wenn man so stark auf etwas konzentriert ist, kann man leicht den Kontakt zu allem anderen verlieren, was auf der Welt vor sich geht.»

«Dieses Jahr ist etwas Besonderes»

«Leider bin ich in unserer Karriere nur ein paar Mal mit Gino gefahren. Mir wurde gesagt, dass er ein unglaublicher Mensch war, und meine Gedanken bleiben bei seiner Familie und seinen Freunden», schreibt Sheffield.

Das Unglück erinnere ihn daran, wie zerbrechlich das Leben sein könne. «Ich fühle mich unglaublich glücklich, am Leben zu sein, laufen zu können und noch mehr, dass ich weiterhin professionell Rennen fahren kann.» Er habe grosse Wertschätzung «für all die freundlichen Nachrichten von Menschen aus der Radsportwelt, aber auch von vielen Menschen ausserhalb, die ich noch nie getroffen habe», empfunden.

«Dieses Jahr ist etwas Besonderes mit den Olympischen Spielen in Paris. Ich bin sehr motiviert, mich auf das Einzelzeitfahren und das Strassenrennen zu konzentrieren. Ein weiteres grosses Ziel für mich ist es, meine erste Grand Tour zu fahren, die für den Giro d'Italia geplant ist.» Die Tour de France sei ein Höhepunkt, den er in seiner Karriere noch erreichen möchte. «Ich glaube, der Giro wird ein guter Schritt sein, um zu sehen, wie ich mich über 21 Etappen hinweg schlage.»

2024-04-19T16:43:27Z dg43tfdfdgfd