IST DAS PROBLEM WIRKLICH NATI-AUSRüSTER PUMA ODER SCHLICHT DES MENSCHEN FREUDE AM MOTZEN?

Nach der Präsentation der Trikots für die EM 2024 war der Ärger bei einigen Schweizer Fussballfans gross, doch damit sind sie nicht alleine. Auch Deutsche, Engländerinnen oder Italiener sind ob der Leibchen ihrer Nationalteams alles andere als erfreut.

Man könnte sich schon fast die Uhr danach stellen: Sobald die neuen Trikots für die Nati vorgestellt werden, herrscht helle Aufregung. So auch am heutigen Donnerstag, als der Schweizer Fussball-Verband die Leibchen präsentiert hat, in denen das Nationalteam unter anderem die Europameisterschaft bestreiten wird.

Langweilig seien diese, heisst es sowohl in den sozialen Medien sowie in der watson-Kommentarspalte. Es werde Zeit für einen Ausrüsterwechsel, Puma enttäusche jedes Mal, viel lieber hätten einige Fans ein Trikot von Adidas oder Nike. Doch wie sieht es bei den Nationen aus, die von einem der beiden grössten Sportausrüster beliefert werden?

In England wurden die Leibchen der «Three Lions» zu einem handfesten Skandal, da Nike das Saint George's Cross auf dem Kragen statt nur in Rot, wie es auf der englischen Flagge abgebildet ist, auch in Blau und Violett färbte. Dies wurde als Anbiederung an die LGBTQ+-Community verstanden und stiess auf grossen Gegenwind aus gewissen Kreisen. Immer wieder war als Reaktion der Hashtag «Boycott Nike» zu lesen.

Auch Adidas musste nach der Präsentation der vom deutschen Hersteller produzierten Trikots einiges an Kritik einstecken. So zum Beispiel in Italien. Hässlich sei es, heisst es in einigen Kommentaren. Ein anderer schreibt: «Das ist ein schönes Aufwärmshirt, aber wo ist jenes für das Spiel?» Und aus Schweizer Sicht beinahe ironisch, weinen einige dem alten Hersteller nach, der Italien bis 2022 ausgerüstet hat: «Wie kann Adidas so beschissene Trikots herstellen? Warum haben wir Puma aufgegeben?»

Ähnlich wie in England lauteten die Reaktionen in Deutschland, nachdem Adidas das Auswärtstrikot vorgestellt hatte. Weshalb spielt die DFB-Elf nun in pink und lila? Was haben diese Farben mit Deutschland zu tun? Und überhaupt: Wieso soll das Männernationalteam in «Frauenfarben» auflaufen? Während sich manche durch homo- oder frauenfeindliche Kommentare teils selbst entlarvten, empfanden andere auch das Heimtrikot als nicht besonders kreativ. Ausserdem sehe es billig aus.

Es wird also schnell klar, dass die Schweizer Fussballfans mit ihrem Ärger über die neuen Trikots nicht alleine sind. Der Verdacht kommt auf, dass das Gras – wie so oft – auf der anderen Seite viel grüner ist. Wessen Team von Puma ausgerüstet wird, wünscht sich Nike. Die Fans der von Nike ausgerüsteten Nationen hätten lieber Trikots von Adidas, während die Anhängerschaft der Adidas-Teams wiederum Puma als Ausrüster will.

Dabei gibt es von jedem Hersteller sowohl gelungenere als auch weniger gelungene Trikots. Hat Puma mit dem Schweizer Trikot das Rad neu erfunden? Natürlich nicht! Wobei das Auswärtstrikot zumindest einen neuen Ansatz verfolgt. Doch auch bei Adidas ähneln sich viele der Trikots und Nike zeigte sich bei seinen neuen Produkten auch nicht überaus kreativ. So ist das Muster auf den englischen, niederländischen, portugiesischen und französischen Trikots identisch, nur die Farben und Logos unterscheiden sich.

Dass ein Wechsel des Ausrüsters ohnehin nicht das Allheilmittel ist, zeigte kürzlich Deutschland. Kurz nach der Präsentation der neuen Leibchen – die übrigens zum Verkaufsschlager wurden, vor allem das unkonventionelle Auswärtstrikot – wurde bekannt, dass der Deutsche Fussball-Bund den 2027 auslaufenden Vertrag mit dem Unternehmen aus Herzogenaurach nicht verlängert und sich stattdessen mit US-Hersteller Nike geeinigt hat. Ein erneuter Affront für eine Menge deutscher Fans und gar Politiker. Unter anderem Wirtschaftsminister Robert Habeck kritisierte den Wechsel und wünschte sich «mehr Standortpatriotismus».

Daher drängt sich die Frage auf: Ist es wirklich der Ausrüster – im Falle der Schweiz Puma – oder einfach der Menschen Freude am Motzen?

Warum das neue Trikot der Schweizer Fussball-Nati blaue Elemente hat

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