JUNGFREISINNIGE PROVOZIEREN MIT PLAKAT NEBEN GEWERKSCHAFTS-BüRO

Der Abstimmungskampf um die BVG-Reform, über die in wenigen Wochen abgestimmt wird, ist in vollem Gange. Die Jungfreisinnigen provozieren nun mit einem neuen Plakat vor dem St. Galler Büro des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds. Dieser kritisiert die Aktion scharf.

Wer in St. Gallen am Blumenbergplatz entlangspaziert, hat das Plakat vielleicht bereits entdeckt. Darauf prangt in grosser Schrift der Vorwurf: «Der Gewerkschaftsbund gönnt deiner Mutter keine faire Rente!» Es geht dabei um die kommende Abstimmung zur BVG-Reform.

Weiter unten fordert das Plakat dazu auf, beim SGB zu klingeln, «um zu reklamieren». Ein Pfeil lotst Vorbeigehende in Richtung des St. Galler Büros des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) – und gibt auch gleich noch die Distanz an.

Plakat zeige «ungeschönte» Wahrheit

Hinter dem provokanten Plakat stecken die Jungfreisinnigen. Präsident Jonas Lüthy erklärt: «Dass ausgerechnet die Gewerkschaften die BVG-Reform bekämpfen, obwohl sie bessere Renten für Teilzeitarbeitende ermöglicht, ist irrsinnig.» Mit der Plakation mache die Jungpartei darauf aufmerksam, welche «Agenda die Gewerkschaften bei dieser Abstimmung verfolgen», so Lüthy.

Das Plakat zeige «ungeschönt», dass die Gewerkschaften die BVG-Reform zum Nachteil vieler Mütter, die Teilzeit arbeiten, bekämpften, sagt Lüthy. Er verweist auf eine Studie im Auftrag der Frauenorganisation Alliance F, wonach 359’000 Personen durch die BVG-Refom eine höhere Rente erhielten – 275’000 davon seien Frauen. «Faire Renten sind in greifbarer Nähe, doch die Gewerkschaften stellen sich dagegen», so der Chef der Jungfreisinnigen.

SGB schiesst scharf zurück

Auf Anfrage wehrt sich SGB-Co-Kommunikationsleiter Urban Hodel gegen den plakatierten Vorwurf: «Das ist ein schlechter Witz.» Die BVG-Reform führe zu höheren Kosten und tieferen Renten für den Mittelstand, insbesondere für viele Mütter und Väter – das gebe sogar der Bundesrat zu, erklärt Hodel.

Die Senkung des Umwandlungssatzes – der Prozentsatz, mit dem das angesparte Pensionskassenguthaben in eine jährliche Rente umgewandelt wird – sei der zentrale Aspekt der vorliegenden BVG-Reform, betont Hodel: «Das bedeutet weniger Rente für das gleiche Geld.»

Rückmeldungen zum Plakat habe es wenige gegeben, sagt Hodel. Lediglich eine Person habe telefonisch beim SGB über das Plakat beschwert. Ob der SGB mit seinen Argumenten besser punktet als die Jungfreisinnigen, wird sich am 22. September zeigen: Dann entscheidet die Schweizer Stimmbevölkerung an der Urne über das Ansinnen.

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