Ein Blockbuster-Trade beherrscht die US-Sportwelt. Die Dallas Mavericks tradeten am Wochenende Luka Doncic zu den Los Angeles Lakers, denen damit eine rosige Zukunft vorausgesagt wird. Der slowenische Basketballer schrieb den Anhängern der Mavericks zum Abschied einen Brief.
Der Spitzensport kann grausam sein und der US-Sport kennt eine besondere Eigenheit. Athleten sind selten frei in der Wahl ihres Arbeitsplatzes, ihre Besitzer tauschen sie gegen andere Spieler ein, wenn sie denken, dass das ihr Team weiterbringt.
Solche Trades gehören zum Alltag in der amerikanischen Sportwelt, doch hie und da gibt es Transfers, deren Bedeutung das übliche Mass übersteigen. Am Wochenende gab es einen solchen Blockbuster-Trade: Die Dallas Mavericks gaben Luka Doncic an die Los Angeles Lakers ab, Anthony Davis ging den umgekehrten Weg. Es waren noch ein paar andere Spieler involviert, aber Doncic und Davis waren in diesem Verhandlungspoker Puur und Nell.
Es war ein Poker, der im hintersten Kämmerchen vonstatten ging. Niemand sah den Deal kommen, umso überraschter reagierte die Basketball-Welt. Und weitherum ist man sich einig: Die Lakers sind der Gewinner des Spielertausches, obwohl es sich bei Davis um einen Olympiasieger, Weltmeister und zehnfachen All-Star handelt.
Schliesslich ist Doncic erst 25 Jahre alt, trotzdem ist er bereits ein fünffacher All-Star. Der Slowene war in der letzten Saison der beste Skorer der NBA, er führte die Mavericks bis in den Playoff-Final und sollte das Team in den nächsten Jahren zum Champion machen.
Doch vielleicht, so wird nun spekuliert, ist in Dallas etwas vorgefallen, was die Mavs von einer gemeinsamen Zukunft mit Doncic abrücken liess. Denn sie waren es dem Vernehmen nach, die den Trade initiierten. Möglich, dass sie in Dallas nicht nur die unzweifelhaft vorhandenen Fähigkeiten des Point Guards sahen, sondern auch einen Mangel an Leadership und eine bisweilen flatterhafte Einstellung zum Profisport.
«Ich glaube, dass die Defensive Meisterschaften gewinnt», sagte der General Manager der Mavericks, Nico Harrison. Er glaube, mit Davis, der ein All-Star mit einer defensiven Einstellung sei, habe das Team die besseren Chancen. Doncic wurde in der Vergangenheit schon oft vorgeworfen, sich zu wenig um die Abwehr zu kümmern.
Dallas habe ihn dennoch unter Wert verkauft, bilanzierte ESPN-Experte Kevin Pelton. Er gab den Lakers bei der Bewertung des Trades die Schweizer Schulnote 6 und den Mavericks eine glatte 1.
Die Dallas Mavericks sahen sich vermutlich auch deshalb zum Handeln gezwungen, weil Doncic im Sommer einen neuen Kontrakt unterzeichnet. Aufgrund der NBA-Regularien für Superstars wäre es ein sogenannter Super-Max-Vertrag geworden: 345 Millionen Dollar für fünf weitere Jahre in Dallas.
Es macht den Anschein, dass Doncic wie alle anderen überrascht wurde, als man ihn über den Trade ins Bild setzte. «Ich dachte, dass ich meine Karriere hier verbringen würde», teilte er in einem Brief mit, den er mit «Dear Dallas» einleitete und somit an die ganze Stadt richtete. «Ich wollte euch so sehr einen Meistertitel schenken. Eure Liebe und Unterstützung ist mehr, als ich mir je erträumen durfte. Ihr habt dafür gesorgt, dass North Texas für einen jungen Mann aus Slowenien, der zum ersten Mal in die USA kam, sich wie ein Zuhause anfühlt.»
Die Anhänger der Mavericks hätten ihm nicht nur in guten Zeiten die Stange gehalten, sondern auch «dann, wenn ich es am meisten nötig hatte». Wenn er nur aufbreche, um an einem anderen Ort Basketball zu spielen, dann verlasse er eine Stadt, die ihm immer ein Zuhause weit weg von Zuhause sein werde.
Nun wird Los Angeles zum neuen Daheim. «Ich bin dankbar für diese grossartige Möglichkeit», liess Doncic verlauten. «Basketball ist mein Ein und Alles und egal, wo ich spiele, übe ich es mit Freude und Leidenschaft aus und mit dem Ziel, den Titel zu gewinnen.»
Kurzfristig können die Los Angeles Lakers trotz des Zuzugs wohl nicht in den Titelkampf eingreifen. Zumal Doncic nach wie vor an einer Wadenverletzung laboriert, die ihn seit Weihnachten ausser Gefecht setzt. Langfristig sieht die Zukunft für die Lakers besser aus. LeBron James ist mittlerweile 40 Jahre alt und selbst wenn er immer noch ein überragender Spieler ist, so muss das Team bereits an die Ära nach ihm denken.
James könnte das zu denken geben. Denn der weggetradete Anthony Davis gilt als sein guter Freund. Bloss ist er halt mit 31 Jahren und seiner Anfälligkeit für Verletzungen an einem anderen Punkt der Karriere als der 25-jährige Doncic, der das neue Gesicht des «Real Madrid des Basketball» werden soll.
Davis hat dafür die Aussicht, nach 2020 ein zweites Mal NBA-Champion zu werden. Denn mit seinem Transfer sind die Dallas Mavericks «all in» gegangen, ihre Chancen auf den Titel sind gestiegen. Indem sie sich von einem potenziellen MVP trennten, sind sie eine riskante Wette eingegangen. Selbst wenn die Gegenwart ihnen recht gibt, könnte sich ihr Handeln in der Zukunft rächen.
In die Kritik gerät nun das Trade-System als solches. Der 36-jährige Kevin Durant kritisierte die herrschende Doppelmoral im US-Sport. «Für die Spieler gelten andere Massstäbe in Bezug auf Loyalität», sagte die derzeit bei den Phoenix Suns spielende Legende. «Das ist der grösste Trade, seit ich den Sport verfolge. Das ist Wahnsinn», urteilte Durant.
Weiter sagte Durant, er rechne nun mit weiteren Trades in der NBA bis zur Deadline am Donnerstag. «Wenn man so etwas sieht, bekommt man als Organisation vielleicht ein bisschen mehr Mut, etwas zu tun. Sie könnten sagen: Scheiss drauf, wenn es nicht läuft, tausche ich jetzt ein paar Topspieler.»
In der Tat gibt es bereits den nächsten Wechsel. Die Sacramento Kings gaben De'Aaron Fox zu den San Antonio Spurs ab – in einem Deal, der auch die Chicago Bulls betrifft, von denen Zach LaVine zu den Kings wechselt.
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2025-02-03T12:33:24Z