REAL-HELD MIT 34 JAHREN: IM LEBEN IST ALLES MöGLICH – JOSELUS WEG IN DEN CHAMPIONS-LEAGUE-FINAL
Joselus Karriere verlief ungewöhnlich. Wer ist eigentlich der Mann, der Real Madrid in den Champions-League-Final schoss?
In Madrid warteten die Fans im letzten Sommer sehnlichst auf den Mega-Transfer von Kylian Mbappé (25) aus Paris – erst recht nach dem Abgang der Klub-Legende Karim Benzema (36) nach Saudi-Arabien. Bekommen haben sie am Ende – zur Verwunderung vieler – «nur» Routinier Joselu von Espanyol Barcelona.
Doch spätestens nach dem gestrigen Champions-League-Sieg gegen Bayern beklagt sich in der spanischen Hauptstadt keiner mehr über fehlende Qualität im Angriff. Der mittlerweile 34-jährige Stürmer kam zehn Minuten vor dem Ende ins Spiel, als seine Madrilenen noch mit 0:1 zurücklagen. Mit einem Doppelpack innert drei Minuten (88. und 91. Minute) sicherte der gebürtige Stuttgarter den Spaniern den Einzug in den CL-Final.
Zweiter Anlauf bei Real
Nachdem er vierjährig mit seiner Familie aus Deutschland in die Heimat Galizien gezogen war, begann er mit dem Fussball – lange spielte er für Celta Vigo. Nach seiner ersten Profisaison in der zweithöchsten Liga wagte er 2010 erstmals den Schritt zu Real Madrid. In seinen einzigen sechs Minuten für die erste Mannschaft erzielte er immerhin ein Tor. Ansonsten kam er nur in Reals zweiter Mannschaft zum Einsatz. Nach zwei Jahren in Madrid wechselte er zu Hoffenheim. Als Wandervogel durch die Bundesliga, Premier League und LaLiga schoss er zwar immer mal wieder Tore, flog aber mehrheitlich unter dem internationalen Radar.
Obwohl er den Durchbruch auf Anhieb nicht schaffte, schlug sein Herz weiter für die Königlichen. Auf X (damals Twitter) fragte er 2012 nach einem «guten Link, um Real Madrid zu schauen» – offenbar hatte er, frisch nach Deutschland gezogen, noch kein Pay-TV-Abo. Nach seinen zwei Treffern feiern ihn die Fans unter dem zwölf Jahre alten Post als Kämpfer, der niemals aufgibt. Ein Nutzer veröffentlichte ein Foto, das Joselu nach dem Spiel mit der Hand auf der Brust zeigt, und schreibt dazu: «Im Leben ist alles möglich.»
Spät in der Form des Lebens
Auch wenn alles möglich ist, hat kaum jemand damit gerechnet, dass Joselu einmal der grosse Held sein wird – auch nicht er selbst. «Nicht einmal in meinen schönsten Träumen habe ich mir so etwas ausgemalt», sagte er nach dem Spiel. Der plötzliche Medienrummel macht offensichtlich auch seinem Erinnerungsvermögen zu schaffen: «Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so schnell zwei Tore geschossen habe.» Dabei ist es gerade mal ein Jahr her, als er bei seinem Debüt für die spanische Nationalmannschaft nach seiner Einwechslung gegen Norwegen in zwei Minuten doppelt einnetzte.
Die letzten zwei Saisons waren die erfolgreichsten seiner Karriere. Zunächst machten ihn 16 Tore für den Absteiger Espanyol zum Nationalspieler und ermöglichten ihm die Rückkehr zu seinem Lieblingsverein, mittlerweile steht er nur noch ein Spiel vor dem Double aus LaLiga und Champions League. 2022 reiste er noch als Fan zum grössten Final des Klubfussballs, da ihm der Mann der Zwillingsschwester seiner Ehefrau und jetzt auch Teamkollege, Dani Carvajal (32), Tickets geschenkt hatte. Nun hat er am 1. Juni gegen Dortmund die Chance, seine Geschichte zu vergolden.