TROTZ TRIUMPH STEHT EHAMMER VOR HEIKLEN MONATEN

Der Appenzeller Shootingstar schafft als Diamond-League-Sieger die Schweizer Premiere. Ab jetzt geht es aber um seine Verletzung und seine grösste Leidenschaft.

Zuletzt war das zweitägige Saisonfinale der Leichtathleten in Eugene ein einziges Feuerwerk – und mittendrin zwei Schweizer: Simon Ehammer und Jason Joseph. Beide sind nicht mehr auf Wildcards und Einladungen der Diamond-League-Veranstalter angewiesen, beide haben sich unter den Weltbesten etabliert.

Während dieser Sprung Ehammer schon letzte Saison glückte, schaffte ihn Hürdenrekordhalter Joseph in dieser: im WM-Final Siebter, im Diamond-League-Final in 13,12 Sekunden Fünfter – zufrieden ist er deshalb nicht. Der 24-Jährige ist in diesem Sommer viermal zu einem Schweizer Rekord gesprintet, steigerte sich bis auf 13,07 – und hat im Kopf (und vielleicht sogar in den Beinen) die 12er-Zeit. Das ist Josephs Ansporn für die Olympiasaison, vorerst das Wichtigste aber ist für ihn: dass er auf (fast) höchstem Niveau eine Konstanz erreicht hat, die im nächsten Jahr seinen Traum ermöglichen sollte. Sein Weg und sein Ziel sind klar. Komplexer sieht die Situation bei Ehammer aus. 

Als erster Schweizer Diamond-League-Sieger (mit 8,22 m im Weitsprung) gelang ihm am Sonntag eine weitere Landespremiere. Wie er als WM-Bronzegewinner von 2022 auf sein Debakel an den Titelkämpfen vor einem Monat in Budapest reagierte – mit vier Sprüngen über acht Meter, von denen er noch immer sagt, sie seien nicht selbstverständlich – zeugt von seiner Klasse. Und doch ist dieser Coup nach einer mühevollen und teilweise enttäuschenden Saison kaum mehr als eine perfekte Rückversicherung für das nächste Jahr.

Denn Ehammer fühlt und versteht sich immer in erster Linie als Mehrkämpfer. Das ist seine Leidenschaft, und wie es ein Sprichwort sagt, ist es zurzeit das, was bei ihm Leiden schafft. Ende Juli entschied er nach ausgiebigen Tests am Red-Bull-Leistungszentrum in Thalgau (AUT), sich an der WM auf den Weitsprung zu konzentrieren. Es war eine harte Entscheidung, aber eine für die Zukunft. Denn noch hatte er eine Entzündung im Oberarm- und Schulterbereich nicht im Griff, die ihn beim Speerwerfen behindert.

In Paris soll es nicht das Notprogramm sein

Ehammer hat trotzdem die ganze Saison wie ein Mehrkämpfer trainiert – und daneben wie ein verletzter Speerwerfer in der Physiotherapie und im Krafttraining die Zeit zur Gesundung der gereizten Sehne zu nutzen versucht. Nach einer Pause wird der 23-jährige Appenzeller im Oktober ein nächstes Mal in Thalgau ausgiebig testen – der Vergleich mit den Daten aus dem Frühsommer soll Aufschluss über das weitere Vorgehen geben. 

Die Olympischen Spiele 2021 in Tokio hat Ehammer wegen einer Verletzung in der Leistengegend verpasst – und lange unter diesem Rückschlag gelitten. Gut verständlich, dass er auf dem Weg an die Spiele in Paris nichts falsch machen und in heikler Ausgangslage nichts vorzeitig vergeben will. Entsprechend analytisch geht er die nächsten Monate an. Für ihn war die WM-Bronzemedaille im Weitsprung im vergangenen Jahr eine tolle Auszeichnung, EM-Silber im Zehnkampf in München ging ihm aber mehr ans Herz. Deshalb soll es in Paris nicht wieder zum Notprogramm kommen. 

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2023-09-18T14:52:45Z dg43tfdfdgfd