VRENI SCHNEIDER ERINNERT SICH: DIE AUSSERGEWöHNLICHE KARRIERE DER SLOWENIN MATEJA SVET

Zusammen mit Vreni Schneider fuhr die Slowenin Mateja Svet in den 80ern an der Weltspitze. Doch dann nahm ihre Karriere eine ungewöhnliche Wendung. Ein Rückblick.

Sie ist eine unserer grössten Sportlerinnen der Geschichte: Vreni Schneider (59). Zwischen 1984 und 1995 holte sie sensationelle 55 Weltcupsiege, sie gewann dreimal Olympiagold, wurde dreimal Weltmeisterin, krallte sich dreimal den Gesamtweltcup.

Eine unglaublich erfolgreiche Karriere. Doch ohne den plötzlichen Rücktritt eines vielversprechenden Talents vor 34 Jahren hätte Schneider womöglich den einen oder anderen Weltcupsieg weniger auf ihrem Konto. Die Slowenin Mateja Svet, heute 55 Jahre alt, startete steil in ihre Karriere.

Ungewöhnliche Karriere

Mit 15 Jahren gab sie im heimischen Maribor ihr Weltcup-Debüt. Einen Monat später folgten die ersten beiden Auftritte bei den Olympischen Spielen 1984 in Sarajevo.

Bald kamen die ersten Podestplätze (1985 mit 16 Jahren) und mit 17 der erste Weltcupsieg. Insgesamt gewann Svet sieben Rennen und stand 22 Mal auf dem Podest – und das bei nur 64 Weltcup-Starts. Zudem wurde sie Weltmeisterin und holte Olympia-Silber in Calgary 1988.

 

Im März 1990 dann der Knall: Nach einem dritten Platz im Riesenslalom in Schweden gab Svet mit 21 Jahren den Rücktritt. Die Gründe dafür sind bis heute nicht wirklich bekannt. Offenbar hatte sie mit Tone Vogrinec (82) Probleme. Er war der starke Mann im jugoslawischen Skiverband, Slowenien war bis 1991 Teil von Jugoslawien. Vogrinec gilt als Vater des slowenischen Skisports, war aber nicht der einfachste im Umgang. «Er hat enorm viel für den Sport getan, aber wenn es nicht nach seinem Willen ging, hatten die Sportlerinnen und Sportler keine Chance», beschreibt es Sportjournalist Sinisa Urosevic von der slowenischen Tageszeitung «Delo» gegenüber Blick. «Öffentlich sprach Mateja nie darüber, es war aber klar, dass es sich um Dinge wie zum Beispiel Trainingsmethoden oder die Wahl der Ausrüstung handelte.»

Vreni Schneider erinnert sich an Svets Rücktritt. «Man war sehr überrascht, hat Matejas Entscheid aber akzeptiert. Ich habe angenommen, dass es für sie so stimmt», sagt sie.

 

Schneider sah sie nie wieder

Von den internen Querelen bei den Slowenen bekam die Schweizerin nichts mit. «Das ging mich auch nichts an», sagt Schneider. Sie mochte das slowenische Team. «Wir kamen super mit ihnen aus und mir lagen die Kurssetzungen der slowenischen Trainer.» Sie habe sich immer auf ihren «Lieblingsweltcup in Maribor gefreut».

15 Mal standen Svet und Schneider gemeinsam auf dem Podest, insbesondere bei Weltmeisterschaften und Olympia lagen die beiden dreimal zusammen auf Platz eins und zwei. «Die Leute verfolgten die Duelle mit grossem Interesse. Auch Schneider hatte in Slowenien, vor allem in Maribor, viele Sympathien beim Publikum, da sie dort immer ausgezeichnet gefahren ist», erinnert sich Urosevic.

Trotz der sportlichen Konkurrenz hatten die beiden grossen Respekt voreinander. «Wir bewunderten uns gegenseitig und mochten uns die Erfolge von Herzen gönnen», sagt Schneider, «ich sehe Mateja heute noch vor mir, wie elegant sie in ihrem gelben Rennanzug gefahren ist. Sie hat mir gefehlt, leider habe ich sie nach ihrer Karriere nie mehr wiedergesehen. Ich hoffe, es geht ihr heute gut und wünsche ihr alles Gute.»

Rückzug aus der Öffentlichkeit

Schon während der Karriere sprach Svet nicht gerne mit den Medien. Nach dem Rücktritt zog sie sich komplett aus dem Sport zurück, sie machte eine Ausbildung zur Psychotherapeutin. Heute arbeitet sie in einem Spital in Ljubljana.

Erst in den letzten Jahren trat sie vereinzelt wieder öffentlich in Erscheinung. Beispielsweise traf sie sich 2022 erstmals wieder mit Vogrinec, sie versöhnte sich mit ihm. Bei einem Anlass sassen sie zusammen auf der Bühne. Svet sagte: «Ich bin froh, dass du heute da bist, und ich sitze gerne neben dir.»

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