DER SOHN VERKüNDET DEN WECHSEL, UND DER VATER STAUNT üBER DIE SCHWEIZER PREISE

Der neue Trainer der Grasshoppers kämpft in seinen ersten Tagen in Zürich mit Schweiss­perlen und Restaurant­preisen. Anforderungen an seinen Sportchef bezüglich neuer Spieler stellt der Österreicher nicht.

Der neue GC-Trainer Gerald Scheiblehner führte Blau-Weiss Linz zum Aufstieg in die österreichische Bundesliga. Die hohen Schweizer Restaurantpreise überraschen den österreichischen Fussballtrainer besonders. Der Sohn des neuen Trainers verkündete den Wechsel vorschnell.

Mittlerweile ist auch die letzte noch trockene Hautstelle von Schweissperlen erfasst. Die Temperatur des Nackens würde dem Dermatologen des Vertrauens nicht gefallen. Doch ein letztes Torschussspiel liegt noch drin.

Die GC-Akteure versuchen, den Ball aus rund 16 Metern durch die an den Lattenkreuzen befestigten Reifen hindurchzuschiessen. Gelingen tut das nur den wenigsten. Auch sie scheint die Konzentration in dieser Hitze verlassen zu haben.

Zweimal ertönt ein kurzer Pfiff. Feierabend.

Die Trainingsutensilien werden eingepackt, die kalte Dusche herbeigesehnt. Nur einer darf sich bei diesem ersten öffentlichen Training in der seit rund einer Woche laufenden Saisonvorbereitung der Grasshoppers noch nicht vom Platz verabschieden: Gerald Scheiblehner.

«Ich bin 48 Jahre alt, komme aus Österreich, habe drei Burschen, bin verheiratet. Mir gehts gut», stellt sich der neue GC-Trainer den Medienleuten am Spielfeldrand vor, während seine Hände sich den Weg in die Hosentaschen suchen – aus denen sie erst zwanzig Minuten später, zum Ende des Gesprächs, wieder herausfinden werden.

Vierzehn Abgänge und vier Neue bei den Grasshoppers

Als «Fussballtrainer aus Leidenschaft» beschreibt sich der ruhig wirkende und einer gewissen Selbstironie nicht abgeneigte Scheiblehner, der vor seiner Zeit in Zürich vier Jahre lang bei Blau-Weiss Linz tätig war. Einem Club, der unter ihm in der Saison 2022/23 in die höchste Liga aufstieg, die vergangene Spielzeit als Sechster von zwölf Teams beendete und dazu noch überraschend mit dem 36-jährigen Ronivaldo den Liga-Toptorschützen stellte.

Das Team in Linz gleicht seinem neuen in Zürich, mit dem Scheiblehner schon im vergangenen Herbst verhandelte, aber keine Freigabe aus Linz bekam, insofern, als es ebenfalls eines der kleinsten Budgets der Liga hat. Er trainiere eine Mannschaft von Aussortierten, Spielern, die es anderswo nicht geschafft hätten, wurde ihm darum nachgesagt, und forme aus diesen eine Einheit. Seine Devise im Umgang mit den Spielern: «Es braucht den Kumpeltyp, aber es braucht auch klare Ansagen.»

Eine neue Einheit zu formen, gilt es für Scheiblehner nun auch in der Schweiz. Vierzehn Spieler haben die Grasshoppers in diesem Sommer verlassen, ebenso viele stehen beim Start des öffentlichen Trainings im Mittelkreis. Dazu kommen drei Goalies und die Erleichterung der GC-Sympathisanten, als sie bemerken, dass es zwei Trainingsgruppen gibt und ihr Team doch noch genug Leute hätte, um irgendwie den Meisterschaftsbeginn zu bewältigen.

Zu den drei neuen, sehr jungen Zugängen Jonathan Asp Jensen (19), Matteo Mantini (17) und Pantaleo Creti (16) gesellt sich mit Allan Arigoni (26) ein Erfahrener mit GC-Vergangenheit. Wünsche an seinen Vorgesetzten und Sportchef Alain Sutter hat Scheiblehner keine. Auch seien keine Versprechen über neue Spieler vonseiten des Sportchefs gemacht worden. 

Gerald Scheiblehner: «Ich brauche keine Versprechungen»

«Ich brauche keine Versprechungen. Ich arbeite mit den Spielern, die hier sind. Die sind sehr, sehr gut und sehr, sehr spannend», sagt der Österreicher, der noch in einem Hotelzimmer nächtigt, dort jedoch aufgrund der hohen Arbeitslast in den ersten Tagen nicht allzu viel Zeit verbringt.

Auch mit der Schweizer Kultur kann sich Scheiblehner schnell anfreunden, die sei ja nicht gross anders als in seiner Heimat. «Es gibt Berge, es gibt gute Skifahrer, aber es gibt auch gute Fussballer.» Doch einen grossen Unterschied zwischen den Ländern hat der neue GC-Trainer schon ausgemacht: auswärts abendessen. «Man glaubt, dass man danach die Wohnung nicht mehr zahlen kann», sagt er schmunzelnd. «Aber wir haben uns hier auch schon angepasst und die letzten zwei Tage Vollkornbrot und Käse im Hotel gegessen.»

Eine Frage zum Schluss bleibt aber noch: Weshalb hat er seinen Wechsel zu den Grasshoppers schon vorzeitig auf Instagram verkündet?

«Mein Sohn verdient 50 Euro Taschengeld, dafür macht er meinen Account. Er hat in Österreich gelesen, dass der Wechsel schon fix ist, das hat aber noch nicht ganz gestimmt», sagt Gerald Scheiblehner lächelnd. Trotz des Fauxpas, der seinem Sohn während der Maturareise unterlief: Das Taschengeld bekommt er weiterhin.

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2025-07-03T17:32:12Z