Die Schweizer Nati verliert das EM-Auftaktspiel gegen Norwegen. Besonders der Umgang der Gegnerinnen mit der Spielzeit sorgt für Ärger.
«Ich will das nicht kommentieren», sagte Pia Sundhage nach der bitteren 1:2-Niederlage im EM-Startspiel gegen Norwegen. Die Antwort gab die Nati-Trainerin, als sie auf das massive Zeitspiel der Norwegerinnen nach dem Führungstor angesprochen wurde.
Gesprächiger war die Schwedin im Vorfeld der Pressekonferenz. Gegenüber SRF sagte sie: «Ich bin sehr enttäuscht. Ich bin nicht glücklich, wie Norwegen die Tore erzielt hat. Und auch nicht damit, dass es nur acht Minuten Nachspielzeit gab.» Gegenüber dem schwedischen TV wurde sie noch deutlicher.
Pia Sundhage: «Es ist, wie es ist»
«Ich fühle Frustration. Ich bin eine alte Frau, die Fairplay mag. Es könnte sozusagen besser sein», sagte sie. «Es wurden sieben angezeigt, dann dauerte es ewig und es wurden acht, glaube ich. Es ist, wie es ist. Ich kann nichts dagegen tun, aber jetzt heisst es, die Batterien wieder aufzuladen.»
Sundhage war nicht allein mit ihrer Unzufriedenheit. Nach dem Spiel sprach 20 Minuten mit mehreren Nati-Spielerinnen über das Zeitspiel der Norwegen-Stars. Der Tenor bei ihnen: zum grössten Teil auch Unverständnis. «Das Zeitspiel der Norwegerinnen war ein wenig mühsam», sagte zum Beispiel Riola Xhemaili.
Die junge Schweizerin, die im Testspiel gegen Tschechien noch mit einem Hackenpass zauberte, führte aus: «Sie sind oft hingelegen. Man will doch ein attraktives Fussballspiel bieten und nicht alle zwei Minuten am Boden liegen. Aber gut, da kann man nicht viel machen.» Ana-Maria Crnogorcevic sagte: «Wir müssen uns selber an die Nase fassen. Wenn man in Führung ist, ist das doch normal – wir würden das vielleicht auch machen.» Man dürfe sich nicht darüber aufregen.
Riola Xhemaili glaubt an Sieg gegen Island
«Ja, das regt auf. Anders kann man es nicht sagen», meinte Noemi Ivelj, eines der grossen Schweizer Talente. «Wir wissen aber ja schon aus dem letzten Spiel, wie Norwegen drauf ist. Das ist Fussball – und damit müssen wir umgehen können.» Damit sprach die junge Schweizerin das letzte Spiel gegen Norwegen in der Nations League vor einem Monat an.
Damals ärgerten sich die Schweizerinnen bereits über das fehlende Fairplay der Norwegerinnen. Zur Erinnerung: Grosser Diskussionspunkt bei den Nati-Stars war Anfang Juni das entscheidende Tor von Vilde Böe Risa in der 4. Minute. Der Grund: Die Schweiz spielte den platten Ball ins Aus, Norwegen hielt sich aber nicht an den grundsätzlichen Fairplay-Gedanken, den Ball zurückzugeben. Stattdessen erzielten sie ein Tor.
Und nun also wieder Ärger mit den Norwegerinnen! Das Gute für die Schweizerinnen jedoch: Jetzt haben sie noch zwei Gruppenspiele vor der Brust – noch ist alles möglich bei dieser Heim-EM. Das wissen auch Xhemaili und Co. Gegenüber 20 Minuten meinte die 22-Jährige: «Wir haben gezeigt, was wir können.» Alles also für einen Sieg gegen Island? «Hundert Prozent!»