In München gabs die letzten elf Jahre immer einen Titel zu feiern, nun scheint sich dies zu ändern. Die Krise ist gross, der Scherbenhaufen ebenso. Nun geht die Suche nach den Schuldigen los.
Borussia Dortmund könnte schaffen, was es bereits seit Jahren verfolgt: die Regentschaft der Bayern in der Bundesliga durchbrechen. Es wäre für die Münchner eine Saison ohne Titel, die erste seit elf Jahren.
Und wer ist schuld an der Mega-Krise? Geschäftsführer Oliver Kahn (53)? Sportdirektor Hasan Salihamidzic (46)? Trainer Thomas Tuchel (49)? Die wohl wahrscheinlichste Antwort: das Kollektiv. Denn jeder des Trios trägt seinen Teil zum Scherbenhaufen bei.
Als CEO ist Kahn dafür zuständig, die Entwicklung des FC Bayern als Verein voranzutreiben und für das Wohl der Mitarbeiter sorgen. Doch dies gelingt dem Ex-Bayern-Keeper offenbar nicht. Der «Kicker» schreibt, dass vereinsintern immer wieder beklagt werde, dass das Familiäre und die Nahbarkeit, die den Rekordmeister einst ausmachten, abhandengekommen seien.
Die «Abendzeitung» berichtet ebenfalls, dass die Stimmung an der Säbener Strasse so schlecht sei wie seit Jahrzehnten nicht. Kahn mangle es an Offenheit und Kommunikation. Die Kritik ist gross, Gerüchte über einen potenziellen Nachfolger gibts bereits.
Zu viel redet dagegen Salihamidzic – meinen zumindest die Spieler. So sei das Verhältnis zwischen der Mannschaft und der Führungsetage – Aufgabenbereich von Salihamidzic – «total gestört». Die Akteure verhalten sich immer vorsichtiger in vertraulichen Gesprächen aus Angst, dass Interna an die Öffentlichkeit gelangen.
Auch zwischen ihm und Kahn sei das Verhältnis «erkaltet», wie es der «Spiegel» formuliert. Mit den Abgängen von Kahn-Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge (67) und Ex-Präsident Uli Hoeness (71) habe sich Salihamidzic versucht zu emanzipieren, mit dem Resultat, dass man ihn nun zunehmend als «Machtmensch» betrachte. Er sei nicht mehr der «liebe, nette Brazzo», sagte er selbst im letzten Sommer gegenüber der «Zeit».
Hinzu kommen Spielertransfers, die nicht fruchten. Marcel Sabitzer (29) ist ein Beispiel, Douglas Costa (32) ein weiteres. Und der wohl prominenteste Flop: Sadio Mané (31). Als Superstar verpflichtet, blieb der Senegalese deutlich unter den Erwartungen. Ein Abgang im Sommer gilt als wahrscheinlich.
Und dann bleibt noch Coach Tuchel. Ende März übernahm er ein Team, das in allen drei Wettbewerben voll im Titelrennen war. Jetzt, zwei Monate später, haben die Münchner nur noch Chancen auf die Meisterschale – doch auch diese sind sehr gering.
So oder so bekommt auch der Trainer sein Fett weg. Weltmeister Lothar Matthäus (62) sagt gegenüber «Bild», dass die Mannschaft unter Tuchel «noch schlechter» geworden sei. Einerseits sei jeder Spieler mit sich selbst beschäftigt. Andererseits: «Tuchel hat die Verunsicherung vergrössert, weil er auf seinen Pressekonferenzen, die mir etwas eigenartig vorkommen, immer davon redet, wie schwierig alles ist und was alles nicht funktioniert, statt sich vor die Mannschaft zu stellen.»
Kahn, Salihamidzic und Tuchel, das Trio infernale. Sollte der Titel wirklich nach Dortmund gehen, ist die Höllensaison des FC Bayern tatsächlich perfekt.