Eigentlich beginnt das Spiel wie erwartet. Die Schweiz ist spielbestimmend, das bessere Team – doch dann fällt das Tor trotzdem auf der Gegenseite. Deutschland geht mit der Hilfe von Goalie Robert Mayer nach knapp sechseinhalb Minuten in Führung und wir Schweizer denken uns: typisch. Wieder einmal geht genau in diesem Spiel alles schief. Wieder bekommen sie nichts gebacken, wenn es drauf ankommt.
Dann fällt der Ausgleich durch Jonas Siegenthaler, die Hoffnung ist zurück, der Riegel müsste doch geknackt sein.
Bloss kommt nichts mehr. Nicht einmal während über vier Minuten Powerplay. Im Gegenteil: Deutschland geht erneut in Führung – und legt 36 Sekunden später nach. In Unterzahl.
Wir fühlen die Machtlosigkeit, die den Nati-Spielern anzusehen ist.
So macht die kurz dagewesene Hoffnung der Machtlosigkeit Platz. Wir fühlen diese nicht nur, weil wir nur auf dem Sofa sitzen und, selbst wenn wir eingreifen könnten, alles nur noch schlimmer machen würden. Sondern vor allem, weil diese Machtlosigkeit den Nati-Spielern anzusehen ist. Und wir fühlen diese mit. Jedes Mal, wenn es in einem wichtigen Spiel gegen Deutschland geht.
Deshalb schmerzt diese Niederlage so sehr. Weil die Schweiz, die eine so starke Gruppenphase gespielt hat, erneut an diesem eigentlich unterlegenen Gegner, der in unserer Wahrnehmung längst zu einer unüberwindbaren Hürde geworden ist, gescheitert ist.
Noch grösser wird die Enttäuschung, wenn man sich den Turnierbaum anschaut. Schweden und Finnland schieden ebenfalls im Viertelfinal aus. Dafür sind Kanada und Lettland unter den letzten Vier. Von den Nationen, die in der Vorrunde geglänzt haben, ist einzig noch die USA dabei. Dass die Schweiz gegen Kanada gewinnen kann, hat sie bereits gezeigt, auch Lettland wäre im zweiten Versuch wohl ein machbarer Gegner gewesen.
Die Vorfreude, die Euphorie und das Träumen. All das wurde uns genommen.
Mit einem Sieg gegen Deutschland wäre der Weg in den Final also definitiv bereitet gewesen. Und wer weiss, vielleicht hätte es sogar zum ganz grossen Wurf gereicht.
Doch das sind nur Spekulationen. Denn die zwei Tage Vorfreude auf den Halbfinal, die Euphorie über den Sieg gegen den Angstgegner und natürlich das Träumen vom Titel, all das wurde uns genommen.
Das 2:3 nach Penaltyschiessen im WM-Final 2018 bleibt die Mutter aller Niederlagen. Zu nah war die Schweiz dort am Weltmeistertitel dran, zu präsent noch immer die vergebene Chance in der Verlängerung durch Kevin Fiala. Doch gleich danach kommt die neuerliche Pleite in einem K.o.-Spiel gegen Deutschland. Noch vor dem WM-Final 2013, den die Schweiz mit 1:5 deutlich verloren hat.
Denn in der Enttäuschung nach der gestrigen Schlusssirene schwingt noch der Schmerz aus den vergangenen Duellen gegen den grossen Nachbar mit.
2023-05-26T07:35:29Z dg43tfdfdgfd