DRIBBLING-DIPLOMARBEIT UND EIN ZUSäTZLICHER SPIELER – WAS BRIGHTON SO STARK MACHT

Brighton & Hove Albion spielt aktuell die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte. Das Team aus dem Süden Englands führt damit seinen kontinuierlichen Aufschwung weiter fort. Doch hinter der Erfolgsgeschichte steckt ein aussergewöhnlicher Ansatz und die harte Arbeit eines Perfektionisten.

Zum ersten Mal in der Geschichte von Brighton & Hove Albion qualifiziert sich der Klub für die Europa League. Dabei sah es nach dem Abgang von Erfolgstrainer Graham Potter zum FC Chelsea im September 2022 alles anderer als rosig aus.

Roberto De Zerbi

Doch auf Potter folgte Roberto De Zerbi. Ein Name, der bei seinem Amtsantritt nicht allen Fussballfans geläufig gewesen sein dürfte. Mittlerweile sollte seinen Namen allerdings jeder Fan der Premier League kennen.

Der Italiener, der zuvor bereits mit US Sassuolo in der Serie A und Schachtar Donezk in der Ukraine für Furore sorgte, hob das Spiel der «Seagulls» nochmal auf ein neues Level. Nicht umsonst bezeichnete Pep Guardiola De Zerbi zuletzt als «einen der einflussreichsten Trainer der letzten 20 Jahre».

Der Italiener gilt als Perfektionist. Er schafft es, aus den Gegebenheiten das Optimum herauszuholen. So führte er Sassuolo zweimal hintereinander auf den achten Platz in der Serie A. Bei Brighton führte er die unter Graham Potter begonnene Entwicklung weiter fort. Das Team des Italieners glänzt mit taktischer Finesse und ist in der Premier League die Mannschaft mit dem durchschnittlich höchsten Ballbesitzanteil von 60,2 Prozent.

De Zerbi ist ein grosser Verfechter von Offensivfussball. Sein Team baut zu meist in einem 5-2-4-System auf, der Torwart wird hierbei aktiv in den Spielaufbau miteinbezogen. Durch das Aufrücken der defensiv orientierten Spieler entsteht so ein Freirum im Mittelfeld, der in der Spieleröffnung bespielt werden kann. Dadurch wirkt es häufig so, als ob Brighton nur kontert, doch die «Seagulls» forcieren diese Lücke bewusst, um schnell umschalten zu können.

Tony Bloom

2009 kaufte der studierte Mathematiker 75 Prozent der Anteile am Klub. Während die meisten Besitzer der Premier-League-Klubs aus aller Welt kommen, stammt Tony Bloom aus Brighton. 2017 gelang der Aufstieg in die Premier League und seither entwickelt sich der Klub zu einem echten Top-Team. Dabei setzt Bloom als Mathematiker voll auf Zahlen und Daten.

Brighton nutzt diese gerade im Bereich des Scoutings und entdeckt so Spieler, welche andere Teams überhaupt nicht auf dem Radar hatten. So wurden beispielsweise Spieler wie Weltmeister Alexis Mac Allister, Moises Caicedo, Kaouru Mitoma oder die aufstrebenden Sturmtalente Julio Enciso und Evan Ferguson entdeckt.

Kaoru Mitoma

Der japanische Flügelspieler blühte nach der WM-Pause so richtig auf. Sechs Tore und fünf Vorlagen gelangen dem 26-Jährigen seit der Rückkehr aus Katar in der Premier League. In seinem letzten Jahr an der Universität in Japan schrieb er eine Arbeit über Dribblings, diese zeichnen den flinken Linksaussen nun selbst aus. Seine Debütsaison in der Premier League ist mit 13 Torbeteiligungen ein voller Erfolg. Er machte vor allem in der Rückrunde den Abgang von Leistungsträger Leandro Trossard zu Arsenal vergessen.

Lewis Dunk

Der Anker in der Abwehr der «Seagulls» ist Captain Lewis Dunk. Der Verteidiger verpasste bislang keine einzige Minute in dieser Saison und ist der Spieler mit den meisten Ballkontakten (3520) sowie den meisten angekommenen Pässen (2900) in der gesamten Premier League. Dadurch ist er der perfekte Spieler für De Zerbis Spielidee. Er ist der spielstärkste Innenverteidiger der Liga und mehrheitlich Dreh- und Angelpunkt im Spielaufbau seiner Mannschaft. Dies verschaffte ihm nun auch sein erstes Aufgebot für die englische Nationalmannschaft seit 2018.

Alexis Mac Allister

Sein Stern fing bei der WM in Katar an zu glühen, als er mit der argentinischen Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft gewann. Seine Form nahm er auch danach mit in den Liga-Alltag. Mac Allister glänzt im Mittelfeld und zieht die Fäden. Mit zehn Treffern ist er zudem der beste Torschütze des Tabellensechsten. Im Sommer dürfte für ihn ein grosser Wechsel anstehen, unter anderem der FC Liverpool soll am Argentinier interessiert sein.

Jason Steele

Dass Roberto De Zerbi auch bereit ist, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, zeigt die Personalie Jason Steele. Der Engländer kam vor dieser Saison für Brighton lediglich einmal zum Einsatz. Roberto Sanchez war die unumstrittene Nummer eins im Tor und wurde sogar zum spanischen Nationalspieler.

Dennoch entschied sich De Zerbi Anfang März dazu den Spanier auf die Bank zu setzten und Steele zur Nummer eins zu machen. Dies hatte einen ganz einfachen Grund – der Italiener bezieht seinen Torwart häufig mit ins Aufbauspiel ein. Da der Italiener Steele als den besseren Fussballer der beiden Goalies ausmachte, musste Sanchez kurzerhand auf der Bank Platz nehmen. Der 32-Jährige nutzte seine Chance und wusste zu überzeugen.

2023-05-26T17:05:46Z dg43tfdfdgfd