«ICH BIN ENTTäUSCHT VON MIR SELBST, ICH HABE ES EINMAL MEHR NICHT GESCHAFFT»

Trainer Patrick Fischer hat für das bittere Aus der Nati an der WM keine richtige Erklärung. Der 47-jährige Zuger steht vor einer ungewissen Zukunft. 

Patrick Fischer, haben Sie schon eine Erklärung für das WM-Aus?

Nein. Wir waren optimistisch, hatten ein gutes Gefühl in der Mannschaft. Ich nahm das Team als ruhig und fokussiert wahr. Durch Geschenke sind wir immer wieder in Rücklage geraten. Logischerweise bin ich enorm enttäuscht. Enttäuscht auch von mir selbst, dass ich es einmal mehr nicht geschafft habe, die Mannschaft so hinzubringen, dass wir im Viertelfinal den besten Match zeigen. Sehr schade für alle.

Sind Sie damit einverstanden, dass das der schlechteste Schweizer Match war?

Ja, wir spielten unkonzentriert, hatten viele Scheibenverluste. Das 0:1 hat uns verunsichert. In der Pause sagten wir uns: So, jetzt müssen wir Hockey spielen. Wir sind dann super ins zweite Drittel gestartet, hatten viel Schwung. Danach kamen die Strafen mit den hohen Stöcken. Da haben wir den Rhythmus wieder verloren. Letztlich ist es einfach mühsam. Vor allem, weil wir denen recht gaben, die sagten, dass wir nicht parat wären, wenn es darauf ankommt. Das regt mich am meisten auf. Ich kenne meine Spieler. Sie können das. Beweisen es immer wieder. Als Mannschaft haben wir es aber nicht zusammengebracht.

Es wirkte, als wäre mit dem Lettland-Spiel etwas verloren gegangen. Würden Sie Spieler erneut schonen?

Nino war krank, Nico hatte drei Nächte nicht geschlafen wegen Jetlag. Logisch, ich würde sie wieder schonen. Aber wir hatten heute während des ganzen Matches unsere Gradlinigkeit nicht. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Am Ende machten wir heute zu viele Geschenke. 

In den vergangenen Jahren fehlte der Fokus im Viertelfinal, das wollte man angehen. Gibt es eine Erklärung, warum es dennoch nicht geklappt hat?

Nein, absolut nicht. Wir hatten die Spieler eigentlich im Griff. Sie waren nicht nervös, sie fühlten sich gut. Das 0:1 hat uns verunsichert. Dann kommen wir zurück, dann erfolgt das Powerplay mit dem Shorthander. Wir müssen uns fragen, wieso das passiert. Eine Erklärung habe ich jetzt auch nicht.

Was war Ihre Idee bei der Goalie-Wahl?

Wir wollten jenen Goalie spielen lassen, bei dem wir das Gefühl hatten, er sei der richtige. Es tut mir leid für Robert (Mayer, der Goalie, patzte beim 0:1, Red.). Er hatte eine sensationelle Saison, spielte auch hier gut. Es war ein schwieriger Entscheid auch für uns, ob er oder Leonardo Genoni spielen sollte. Letztlich hat das 0:1 aber Verunsicherung reingebracht.

Am Anfang der Partie hat die Nati Vollgas gegeben – das hat plötzlich aufgehört, wieso?

Ich muss das Spiel nochmals anschauen. Wir haben sicher einen ganz schlechten Match gemacht. Wir brachten unsere Schüsse nicht durch. Dinge, die uns eigentlich bislang gut gelangen.

Ist es ein mentales Problem?

Es geht immer alles auch um den Kopf. Es ist nicht so, dass die Spieler nicht wollten. Aber wir waren irgendwie nicht so locker, wie wir das wollten. Am Anfang hatten wir das. Aber dann kommt die Verunsicherung. Letztlich ist das mental, ja. 

Sie haben mal gesagt: «Wenn es nicht klappt, muss es vielleicht einmal ein anderer probieren.» Was sagen Sie zu Ihrer Zukunft als Nati-Trainer?

Ich stehe immer noch zu dieser Aussage. Wir haben Ziele und ich werfe die Flinte nicht ins Korn. Das müssen andere entscheiden. Wenn es mit mir weitergeht, ist für mich zentral: Ist das Vertrauen der Spieler noch da? Die Verantwortung liegt letztlich immer beim Coach. Diese übernehme ich auch.

Aber das Vertrauen der Spieler spüren Sie noch?

Das weiss ich noch nicht. Bisher habe ich es noch gespürt. Das müssen nun andere herausfinden. 

Das Interview wurde anlässlich eines Gesprächs in der Mixed Zone im Plenum geführt.  

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