PATRICK FISCHERS MUT ZUM RISIKO – MIT ROBERT MAYER GEGEN DEUTSCHLAND

Zum ersten Mal seit der WM 2015 tritt die Schweiz nicht mit Leonardo Genoni zu einem Viertelfinal an. Gegen Deutschland spielt Robert Mayer.

Coaches neigen eigentlich dazu, bei hochheiklen Entscheidungen die konservative Lösung zu wählen. Vergangener Ruhm hat oft mehr Bedeutung als die Tagesform. So gesehen wäre es durchaus logisch und nach den ewigen Gesetzen des Hockeys, wenn heute Leonardo Genoni, der Silberheld von 2018, im Tor stehen würde. Und nicht Robert Mayer, der Held der Stunde, Meister mit Servette und auf dem Weg dorthin auch Sieger im Direktduell mit Zugs Leonardo Genoni. Und Sieger im aufwühlenden Match hier in Riga gegen die Tschechen.

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Aber heute steht Robert Mayer im Tor. Zum ersten Mal seit der Viertelfinal-Niederlage von 2015 gegen die USA, mit Reto Berra im Tor, heisst heute der letzte Mann der Schweizer in einem WM-Viertelfinal nicht Leonardo Genoni.

Für Robert Mayer ist der WM-Viertelfinal gegen Deutschland die Krönung der unkonventionellsten Goalie-Karriere unseres Hockeys: Im Frühjahr 2020 in Davos zum Sündenbock für das Scheitern in den Pre-Playoffs gegen den SCB erklärt und sogar von der Mannschaftsreise des Teams und der Kabine ausgeschlossen. Der HCD löste den weiterlaufenden Vertrag auf (was viel Geld kostete) und Robert Mayer kehrte schliesslich nach einem höchst unterhaltsamen Gastspiel bei den SCL Tigers nach Genf zurück.

Nun steht er drei Jahre später auf dem Höhepunkt seiner Karriere: Er steht für die Schweiz im WM-Viertelfinal gegen Deutschland im Tor. Mehr Anerkennung, mehr Ehre gibt es nicht. Und auch keine grössere Herausforderung.

Diese Torhüterentscheidung mag nicht nach den ewigen Gesetzen des Hockeys sein. Aber sie ist richtig. Sie entspricht letztlich auch der Philosophie von Nationaltrainer Patrick Fischer, seinem Mut zur unkonventionellen Lösung und letztlich auch der Logik: Mit Leonardo Genoni hat die Schweiz seit 2018 alle Viertelfinals verloren.

Im Falle einer Niederlage wäre die Kritik weniger bissig, wenn Leonardo Genoni im Tor gespielt hätte. Patrick Fischer ist inzwischen eine so starke Persönlichkeit geworden, dass er sich nicht um solche kleine Eitelkeiten kümmert.

Rücken die Schweizer mit Robert Mayer in den Halbfinal vor, dann hat der Nationaltrainer die Option, mit Leonardo Genoni einen «ausgeruhten» zweiten Torhüter im Halbfinal einsetzen zu können.

Wie wir es drehen und wenden: Der Entscheid von Patrick Fischer ist zwar mutig, aber richtig und letztlich logisch.

PS: Einziger Grund zur Sorge: Denis Malgin ist leicht erkältet.

2023-05-25T09:20:12Z dg43tfdfdgfd